Teeplantage

Teeplantagen in Südindien

Bei Tee aus Indien denkt man zunächst an Teeplantagen in Darjeeling oder Assam, denn dies sind die in Deutschland bekanntesten Teeregionen Indiens. Doch auch in den Bergen Südindiens wächst ein hervorragender Tee, wovon ich mich bei meiner letzten Indienreise persönlich überzeugen konnte. Südindien ist im Übrigen der fünftgrößte Teeproduzent der Welt und liegt beim Export sogar an vierter Stelle.

Die Region um Kumily (Kerala)

Kurvenreich schlängelt sich Straße in Serpetinen von Kottayam, das nahezu auf Meeresspiegelhöhe liegt, hinauf in die über 1.200 Meter hoch gelegene Stadt Kumily. Für die rund 110 Kilometer benötigt man schon um die drei Stunden Fahrtzeit. Doch schon die Reise lohnt sich, die Aussicht ist teilweise spektakulär: üppig-grün bewachsene Berghänge, tiefe Täler, in denen der Nebel oder Wolken hängen, und weiter oben die ersten weiten Teeplantagen. Man lässt die Schwüle des Tieflands so langsam hinter sich. Es ist immer noch angenehm warm, aber die Luftfeuchtigkeit ist deutlich geringer. Zeit zum Durchatmen.

Westghats
Auf der Fahrt nach Kumily. Foto: Traudl Kupfer

Kumily ist ein Ganzjahresreiseziel. Im Sommer können die Temperaturen schon mal auf 37 °C klettern, meist ist es aber angenehm warm. Im Winter (November bis Februar) liegen die Temperaturen tagsüber zwischen 19 und 30 °C. Kumily liegt in den Westghats, in den sogenannten Cardamom Hills im Distrikt Idukki. Die Gegend ist nicht nur wegen ihres angenehmen Klimas und wegen der reizvollen bergigen Landschaft, sondern auch wegen ihrer Tee- und Gewürzplantagen sowohl bei einheimischen als auch ausländischen Touristen beliebt. Neben Gewürzen und Tee, die man hier fast an jeder Ecke direkt aus der Region kaufen kann, erhält man auch leckere Schokoladensorten, spezielle Kaffeesorten oder Textilien, Jute- und Bambusprodukte der Region. Und wer möchte, kann hier auch einen der großen Nationalparks Indiens besuchen: den Periyar Nationalpark.

Besuch einer Teeplantage

Teeplantage
Einer der vielen Arbeitsschritte in der Teefabrik. Foto: Traudl Kupfer

Etwa eine Stunde sind wir nun schon durch das Teeanbaugebiet gefahren, immer weiter nach oben. Die Teeplantagen schmiegen sich an die steilen Hänge und ich frage mich, wie schwer wohl die Arbeit der Teepflückerinnen in diesem Gelände sein mag? Die Teepflanzen sind relativ niedrig – niedriger als ich erwartet hatte, vielleicht einen Meter hoch – und die Hänge, an denen sie wachsen, sind teilweise extrem steil. Einfach ist diese Arbeit sicherlich nicht.

Wir warten vor der Teefabrik auf unsere Führung. Ein wenig entfernt schmiegt sich im Tal die Siedlung der Teepflückerinnen und Fabrikarbeiter in die Teeplantage. Idyllisch für uns – doch wie es diese einfachen Arbeitern wohl empfinden mögen? Doch dazu später mehr.

Teeverarbeitung
Ganz genau erklärt die Mitarbeiterin der Teeplantage, welche Blätter man nimmt und wie die Verarbeitung vor sich geht. Foto: Traudl Kupfer

Da kommt unsere Führerin. Professionell und kundig erläutert sie uns zunächst, was von der Teepflanze überhaupt für den Tee genommen wird. Ganz wichtig: Der teure weiße Tee, der so gesund sein soll, besteht nur aus den beiden jüngsten Trieben, winzigkleine zarte Blättchen. Sie dürfen nicht beschädigt werden, dürfe keine Risse haben und müssen sich gut rollen lassen. Gelingt das nicht, werden sie aussortiert.

Teeplantage
Und immer wieder wird aussortiert. Foto: Traudl Kupfer

Die Ernte kommt auf ein Förderband in ersten Stock der Teefabrik, wo sie von unten mit heißer Luft schon einmal vorgetrocknet wird, damit der Tee nicht verdirbt. Ungefähr 30 Prozent der Feuchtigkeit wird dem Tee so entzogen. Dann werden die Blätter über große Rutschen nach unten ins Erdgeschoss befördert. Es wird aussortiert. Der gute weiße Tee wird vom Rest getrennt. Dann nimmt man für den guten grünen oder schwarzen Tee nur die besten Blätter, diejenigen nämlich, die sich rollen lassen. Große Maschinen rollen diese Teeblätter, um die Zellwände zu öffnen, damit sich die ätherischen Öle entwickeln. Schließlich wird der Tee fermentiert und die Blätter färben sich kupferrot. Dies aktiviert das Teein und vermindert den Gerbstoffgehalt. Und dann wird der Tee nochmals getrocknet und der Tee wird schwarz.

Powder Tea
Hier wird Powder tea – also Teepulver – in Säcke gefüllt. Daraus macht man meist den leckeren Gewürztee Masala Chai. Foto: Traudl Kupfer

Zwischendrin wird immer wieder aussortiert. Stiele und Blätter, die wirklich gar nicht für Tee verwendet werden können, werden als Kompost für die Teeplantagen verwendet. Die nächstbessere Stufe des „Abfalls“ landet in den Teebeuteln, die wir im Supermarkt kaufen.

Situation der Arbeiter einer Teeplantage

Wir sind hier auf einer Teeplantage, die einer der Zulieferbetriebe für Harrisons Malayalam Limited ist. Diese Organisationn hat sich auf die Fahnen geschrieben, zum einen die EU-Richtlinien für Pestizide und Schwermetalle einzuhalten, und zum anderen ihre Angestellten und Arbeiter gut zu behandeln. Die kleinen Häuschen der Plantagenarbeiter ganz in der Nähe der Fabrik liegen idyllisch, wie schon erwähnt. Doch auch von Weiten erkennt man, dass es dort wohl nicht sonderlich komfortabel zugeht. Unsere freundliche Führerin teilt uns mit, wie hoch der Lohn für die Arbeiter in der Fabrik ist: 38 Indische Rupien pro Stunde; das sind umgerechnet 0,52 Euro. Das sei ein fairer Lohn, wie man uns versichert. Die Arbeiter sind verpflichtet, 8 Stunden pro Tag zu arbeiten und haben eine Stunde Pause pro Tag. Wenn sie möchten, können sie auch noch bis zu 4 Überstunden anhängen. Was sie nicht sagt, ist, dass das wohl auch die meisten Arbeiter tun. So kommen sie auf einen Verdienst von umgerechnet rund 150 Euro pro Monat (nicht ganz 11.000 INR pro Monat). Damit kann man in Indien keine großen Sprünge machen, aber wohl überleben. Nur mal als Beispiel: Ein Kilo Möhren kostet umgerechnet 30 Cent, Zwiebeln zwischen 25 und 40 Cent, Blumenkohl 14 Cent das Stück oder grüne Chilis etwa 38 Cent das Kilo.

Teeplantage
Die Unterkünfte der Arbeiterfamilien sind bei näherer Betrachtung sauber, aber auch sehr einfach. Foto: Traudl Kupfer

Empfehlenswerte Führung

Die Führung durch die Teefabrik war sehr informativ. Ein wenig hatte ich allerdings auch das Gefühl, wir stehen hier ständig im Weg rum. Die Arbeiter legten allesamt ein äußerst geschäftiges Treiben an den Tag. Von indischer Ruhe und Gelassenheit war wenig zu spüren. Ich hatte das Gefühl, dass die Arbeiter auch angehalten sind, bestimmte Mengen in einer bestimmten Zeit zu verarbeiten.

Dennoch, auf wenn man im Weg steht, würde ich jedem Indienreisenden einen solchen Besuch auf einer Teeplantage empfehlen. Man lernt viel dazu und vor allem weiß man die Tasse Tee, die man sich zuhause aufbrüht, plötzlich ganz anders zu schätzen.

Tee-Geschäft
Tee, Tee, Tee und nochmals Tee! Verkauft von freundlichen Verkäufern. Foto: Traudl Kupfer

Am Ende habe ich natürlich dort im fabrikeigenen Shop auch Tee gekauft – und das hat sich wirklich gelohnt: 25 g weißer Tee kostet vor Ort lediglich 350 INR (ca. 4,80 EUR); bei uns zahlt man ab 9,00 EUR pro 25 g aufwärts. Weißer Tee enthält Inhaltsstoffe, die in solchen Konzentrationen in anderen Teesorten nicht vorkommen. Dazu gehören Polyphenole sowie Antioxidantien, die freie Radikale in den Körperzellen binden und so das Immunsystem stärken sollen. Die Teeplantage habe ich außerdem mit meinem Kauf auch noch direkt unterstützt.
Traudl Kupfer

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