Endlose unberührte Natur mit einer immensen Vielfalt an Flora und Fauna, spektakuläre wilde Berglandschaften mit schneebedeckten Himalajagipfeln, tropische Dschungelwälder und dazwischen die fruchtbare Brahmaputra-Ebene – der nordöstlichste Zipfel Indiens lockt mit seinen Naturschönheiten immer mehr Besucher.
Mindestens genauso spannend ist Nordostindien jedoch wegen seiner Menschen, denn die Region ist ein kultureller Schmelztiegel. Aus Tibet, Burma, Thailand und Kambodscha sind über Jahrhunderte zahlreiche Ethnien in die hiesigen Bergregionen eingewandert. Zusammen mit den im Brahmaputra-Tal lebenden Assamesen bilden sie eine bunte multikulturelle Völkergemeinschaft.
„Die Sieben Schwestern“ nennen Inder ihre sieben nordöstlichsten Bundesstaaten: Assam, Nagaland, Meghalaya, Arunachal Pradesh, Manipur, Mizoram und Tripura. Nur ein schmaler Korridor verbindet sie mit dem restlichen Indien. Begrenzt von Bhutan und Tibet im Norden, Burma im Südosten und Bangladesh im Südwesten lagen sie bisher abseits der großen Hauptverkehrslinien des Subkontinents und waren lange Zeit ein weißer Fleck auf der touristischen Landkarte. Jetzt präsentiert sich die Region mit all ihrem Reichtum und begeistert Touristen aus aller Welt.
Assam – das Herzland des Nordostens
Im Zentrum liegt Assam, die größte der Sieben Schwestern. Rund 700 km fließt der mächtige Brahmaputra von Ost nach West durch den Bundesstaat. Grüne Reisfelder und unendliche Teeplantagen prägen die Region. Über 1000 Teegärten gibt es hier und machen sie zum zweitgrößten Teeanbaugebiet der Welt nach Südchina. Das feuchtwarme Klima lässt einen kräftigen, würzig schmeckenden Tee gedeihen. Den können Teeliebhaber bei einem „tea tasting“ direkt auf den Plantagen probieren und dann in einem der stilvoll renovierten alten Kolonial-Bungalows inmitten üppiger Teesträucher übernachten. In den Graslandschaften oder angrenzenden Wäldern und Bergen Assams sind viele Wildtiere beheimatet. Bekannt ist die Region vor allem als Heimat des Indischen Panzernashorns. Über 2000 der gefährdeten Dickhäuter leben allein im berühmten Kaziranga-Nationalpark, der deswegen auch zum UNESCO-Naturerbe erklärt wurde. Auf dem Rücken von Elefanten oder per Jeep erkunden Besucher den Park mit seinen weiten Ebenen, sanften Hügeln und kleinen Seen. Die Chance, einem oder gar mehreren Nashörnern zu begegnen, ist ziemlich groß. Gute Hotels und gemütliche Lodges sorgen für das Wohl der Gäste.
Doch Assam hat noch weit mehr zu bieten. Die Gegend ist schon seit Jahrtausenden ein kulturelles Zentrum mit zahlreichen religiösen Kulten. In Assams größter Stadt Guwahati – heute das pulsierende Zentrum des Staates – entwickelten sich schon früh Tantra und Astrologie. Aus ganz Indien pilgern Besucher zum populären Kamakhya-Tempel der Göttin Kali, der malerisch auf einem Berg am Stadtrand von Guwahati liegt. Auch fremden Besuchern gewährt man hier einen Einblick in die zahlreichen Praktiken zur Verehrung der Göttin.
Shivsagar, die alte Hauptstadt der hinduistischen Ahom-Könige ist ebenfalls einen Besuch wert. Interessante Tempel, Paläste und Gräber erinnern an die ehemalige Herrscher-Dynastie, die schon vor rund 1000 Jahren hier am Brahmaputra ihr Reich gründete. Der Fluss ist die Lebensader Assams. Eine Bootsfahrt auf dem teils mehrere Kilometer breiten Strom ist eine der attraktivsten Möglichkeiten, die Gegend zu erkunden, z. B. die bezaubernde Flussinsel Majuli. Das 80 km lange und 10 bis15 km breite Eiland ist die ehemals größte Flussinsel der Welt und gilt als Wiege der assamesischen Kultur. In den 22 Klöstern der Insel leben noch heute zahlreiche Mönche. Sie verehren den populären Gott Krishna mit täglichen Musik- und Tanzdarbietungen und laden auch Besucher dazu ein. Doch Majuli ist nicht nur ein kulturelles Juwel, sondern auch ein Hotspot der Flora und Fauna mit einer Vielzahl an Pflanzen- und Vogelarten. Ruhig und friedlich ist das Leben auf der Insel, wo Touristen in einfachen Bambushäusern oder auch in Unterkünften der Klöster übernachten können.
Nagaland – Stammesstaat mit reichen Traditionen
Besonders spannend ist eine Reise nach Nagaland, dem Land der Nagas. Hier in den Bergen an der Grenze zu Burma praktizierten die Menschen noch bis vor einigen Jahrzehnten die Kopfjagd. Auch wenn dieses eher spektakuläre Ritual heute nicht mehr existiert, haben sich doch in vielen Dörfern zahlreiche andere alte Traditionen erhalten. Die Nagas, von denen es 16 unterschiedliche Stämme gibt, stammen aus Südostasien. Alljährlich treffen sich Vertreter der verschiedenen Stämme beim Hornbill Festival in Kohima, der Hauptstadt Nagalands. Eine Woche lang wird die von Bergen und Wäldern umrahmte ehemalige Hillstation der Briten dann zum Schauplatz von Musik, Tanz und Gesang. In Darbietungen präsentieren die Nagas ihre vielfältigen Rituale und beim Food Festival kann man in den Restaurants und Garküchen die Küche der Einheimischen probieren. Die Nagas sind Meister in der Herstellung von Schmuck und wunderschönen gewebten Textilien, die sie nicht nur selbst mit großer Freude tragen, sondern auch auf dem lokalen Markt anbieten. Für Besucher aus aller Welt, die von hier aus auch Ausflüge in die Berge und Dörfer der Umgebung unternehmen können, ist dieses Festival ein ganz besonderes Highlight.
Arunachal Pradesh – wilder Nordosten
Spektakulär ist die Fahrt durch wilde Dschungelwälder hinauf nach Arunachal Pradesh, dem „Land des Sonnenaufgangs“, ein indischer Bundesstaat, der an Tibet grenzt. Diese Region ist eines der letzten fast unberührten Paradiese der Welt. Allein 500 Vogelarten und ebenso vielen Orchideenarten haben in diese üppigen Natur ihre Heimat. Von den nur 1,4 Millionen Einwohnern gehört die Mehrheit indigenen Bevölkerungsgruppen an. Viele dieser Gruppen sind Anhänger von animistischen Glaubensvorstellungen und verehren beispielsweise Sonne und Mond. Der Westen rund um das alte Kloster Tawang ist vom tibetischen Buddhismus geprägt. Abenteuerlustige Besucher erkunden Arunachal Pradesh heute per Jeep oder trekken zu Fuß auf schmalen Pfaden durch Dschungel und Berge.
Meghalaya – „Wolkenheim“
„Heim der Wolken“ heißt Meghalaya übersetzt und deutet damit schon auf die Topografie und das Klima dieses regenreichen Bundesstaates hin. Beim Ort Cherrapunjee werden während des Monsuns weltweit die höchsten Regenmengen gemessen. In den Wintermonaten jedoch eignet sich Meghalaya ideal zum Wandern und Trekken durch orchideenbewachsene Dschungelwälder und Berge. Zum Beispiel zu den „living root bridges“, Brücken, die durch das Zusammenwachsen ineinander verschlungener Luftwurzeln entstehen. Die Hauptstadt Shillong, eine alte Hillstation der Briten, wirbt mit guten Hotels, tollen Märkten und einem täglich stattfindenden Wettbewerb im Bogenschießen.
Manipur, Tripura und Mizoram
Auch in den drei südlichsten der Sieben Schwestern gibt es jede Menge zu entdecken. Die Berge von Manipur sind ein Rückzugsgebiet seltener Tiere wie dem Nebelparder. Eindrucksvoll sind die schwimmenden Inseln im Loktak Lake, der Teil des Naturschutzgebiets Keibul Lanjao Nationalpark ist. Sehr sehenswert ist auch die versteckt im Dschungel gelegene hinduistische Felsenanlage von Unakoti in Tripura. Hunderte in den Stein gemeißelte menschliche Köpfe, Tiere sowie Überreste von Tempeln sind hier versammelt. Mizoram ist das Land der Bambuswälder und sanften grünen Hügel. Und wie überall im Nordosten leben hier Menschen unterschiedlicher Herkunft mit all ihren verschiedenen Sprachen und Traditionen zusammen.
Weitere Informationen:
Tischler Reisen bietet seit über 35 Jahren individuelle Fernreisen in die Zielgebiete Asien, Arabien, Indischer Ozean, Pazifik und Indien, u. a. im Dezember 2013 die Sonderreise zum Hornbill Festival in Nagaland (siehe www.tischler-reisen.de/sonderangebote).