Neue Ziele in Madhya Pradesh entdecken (I)

Von Gwalior bis Indore – eine Rundreise in 16 Tagen durch das Herz Indiens

Wer zum ersten Mal in seinem Leben nach Indien fährt, wird wohl eine Rundreise durch Rajasthan, erweitert durch einen Besuch des Taj Mahal in Agra, buchen. Er wird dort nicht allein sein und viele Mitreisende aus Europa und viele einheimische Touristen treffen. Nicht weit von diesen Hauptreiserouten entfernt aber könnte der Reisende ein Indien finden, in dem er tagelang unterwegs sein kann, ohne ein einziges europäisches Gesicht zu sehen.

Gemeint ist der Westteil des Bundesstaates Madhya Pradesh, der vielerorts noch recht unbekannt ist. Dort finden Sie abseits der ausgetretenen Touristenpfade weniger berührte Teile des riesigen Subkontinents und lernen Orte kennen, die wohl auch in nächster Zeit noch keine Ziele von Gruppenpauschalreisen sein werden, da es (noch) nicht überall große Hotels gibt, sondern meist nur preiswerte, oft schön gelegene Tourist Hotels des staatlichen Madhya Pradesh Tourism, in denen man meist auch gut essen kann. Am besten bereist man diese Gegend mit einem Mietwagen mit Fahrer, den Ihnen jede indische Reiseagentur organisiert.

Gwalior

Das Fort in Gwalior. © MP Tourism
Das Fort in Gwalior. © MP Tourism

Gwalior hat viel zu bieten: eine riesige Festungsanlage auf einem Felsen über der Stadt, den Palast der örtlichen Maharadschas (Jai Vilas), einige filigran gestaltete Mausoleen, ein archäologisches Museum und ein Musikmuseum, das dem Instrument Sarod gewidmet ist, sowie einmal jährlich Musikfestspiele. Die Herrscher, die in Gwalior residierten, waren Rajputen verschiedener Stämme und die Dynastie der Scindia.

Die Festungsanlage (größtenteils aus dem 15. Jahrhundert) ist von riesigen Ausmaßen. Trotz der heute leeren Festungsräume kann man hier einen Blick auf die heroische Geschichte dieser Region werfen. Besonders schön sind die quietschgelben Enten auf blauem Wasser auf den gefliesten Außenwänden des Tomarpalastes. Auf dem Festungsberg stehen außerdem drei Tempel (Teli-ka-Mandir aus dem 9. Jahrhundert und der Zwillingstempel Sas-Bahu-Mandir aus dem 11. Jahrhundert), alle reich mit schönen Götterfiguren geschmückt. Entlang der Straße zurück in die Stadt sind in den Nischen einer Felswand zahlreiche, teils riesige Jain-Thirtamkaras aneinandergereiht.

Im von der italienischen Architektur inspirierten Jai Vilas Palast der Scindia-Familie kann der Reisende in die Pracht und Herrlichkeit der alten Maharadschawelt eintauchen. Ein großer Teil der Innenräume ist in ein Museum umgewandelt worden, in dem man viel über den Alltag der damaligen Herrscher erfährt. An der Decke der Krönungshalle hängen tonnenschwere venezianische Kronleuchter. Um die Tragfähigkeit der Decke zu testen, ließen die Baumeister hier einst Elefanten probehängen. Skurril ist auch der Speiseraum, in dem eine elektrische Eisenbahn mit Kristallwagen die Speisen direkt zu den Gästen transportierte. Der Maharadscha saß selbstverständlich am Steuerpult.

Shivpuri

Die einzige Sehenswürdigkeit in Shivpuri sind die Chhatris der Scindia-Dynastie, die allerdings die Anreise lohnen. Chhatris (eigentlich Schirm) sind Ehrenmale anVerbrennungsstätten von Herrschern. Zwei aufwendig verzierte Chhatris für Madho Rao Scindia und die Königinwitwe Maharani Sakhya Raje Scindia sind hier in einer schönen Gartenanlage zu bewundern. Wieder, wie an so vielen Orten dieser Reise, ist man an diesem abgelegenen, schönen Ort allein.

Am Stadtrand liegt der relativ kleine Madhev Nationalpark, früher ein berühmtes Jagdrevier. Am Eingang des Parks gibt es eine schöne Lodge zum Übernachten. Tagsüber kann man im Park kleine Gazellen, Axishirsche und große Nilgaiantilopen sowie unzählige Vogelarten beobachten oder gleich hinter der Lodge auf dem (künstlichen) Sakhya Sagar eine Bootsfahrt machen.

Surwaya – Datia

Nur 15 km außerhalb von Shivpuri, an der Straße nach Orchha (N.H. 25), liegt das kleine, weitgehend unbekannte Fort Surwaya. Innerhalb der Festungsmauer findet man ein wunderschönes Gelände mit einem prachtvollen Mangobaum, sehr gepflegten Rasen, drei kleine Tempel, ein altes Kloster und einen kleinen Treppenbrunnen. Alle drei Tempel sind Shiva gewidmet, aber natürlich ist auch der Rest des Hindu-Pantheons vertreten – und zwar in einem Steinmetzstil, der stark an Khajuraho erinnert.

Auf der Route in Richtung Orchha führt ein Abstecher in die kleine Stadt Datia. Sehenswert ist hier der große Bir Singh Palast (1620), ein schönes Beispiel der Bundela-Architektur. Im Inneren und in den Verbindungskorridoren ist es teilweise stockdunkel. Eine Taschenlampe mitzubringen ist also angezeigt – das gilt im Übrigen generell für Indien. Wer die fünf Stockwerke, vorbei an Wänden mit zahlreichen Fresken, erstiegen hat, auf den wartet als Belohnung oben ein herrlicher Ausblick auf einen See (Karna Sagar). Der aufwändig gestaltete Palast wurde im Übrigen nur eine einzige Nacht bewohnt. Klaus Wolff

Hotels:

Gwalior
Tansen Residency
6A, Gandhi Road
E-Mail: tansen@mptourism.com

Orchha
Hotel Sheesh Mahal
Jehangir Mahal
E-Mail: smorchha@mptourism.com

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