In der Region Ngari um den heiligen Berg Kailash im Westen Tibets entspringen vier große Flüsse, die für die Wasserversorgung des indischen Subkontinents von großer Bedeutung sind: der Indus, der Satluj (ein Zufluss des Indus), der Brahmaputra und der Karnali (ein Zufluss des Ganges). Dies ist wohl der Grund, warum der Kailash für so viele Inder auch eine tiefe religiöse Bedeutung sowohl im tibetischen Buddhismus als auch im Hinduismus und Jainismus hat. Die Region mit einer durchschnittlichen Höhe von 4.500 Metern galt bisher als eine der unzugänglichsten Orte der Welt. Pilger mussten bisher große Anstrengungen unternehmen, um an diesen heiligen Ort zu gelangen.
Das ist dieses Jahr anders: Die diesjährige Wallfahrt, deren erster Schwung an Pilgern kürzlich von Indiens Außenministerin Sushma Swaraj feierlich auf die Reise geschickt wurde, hat sich auf die Pilgerfahrt Kailash Mansarovar Yatris begeben. Eine neue Route über den Nathu La Pass führt die Pilger nun von Gangtok (Sikkim) nach Shigatse (Tibet) zum 980 Kilometer von Delhi entfernten heiligen Kailash. Von Shigatse aus kann man Busse oder Lieferwagen nach Mansarovar oder direkt zum Kailaish nehmen. Auch vom 200 Kilometer entfernten Flughafen Ngari-Günsa ist der heilige Berg nun über die durchgehend asphaltierte Nationalstraße G219 erreichbar – eine wirkliche Erleichterung für die Pilger.
Wenn die Pilger angekommen sind, umrunden sie den Berg. Wer den 53 Kilometer langen Weg, der bis auf 5.700 Meter Höhe hinauf führt, mehrfach umrundet, wird erleuchtet. Wie oft man den Berg umrunden muss, ist abhängig von der Religionsgemeinschaft, der man angehört; das schwankt zwischen sechs und 108 Mal.
Eine Besteigung des Kailash ist im Übrigen nicht erlaubt. Der einzige Mensch, der laut Überlieferung bisher auf dem Gipfel des Kailash war, soll der Yogi Milarepa (1052–1135) gewesen sein. Er lebte lange Zeit am Fuß des Berges. Seine Besteigung beschrieb er mit: „Kein Ort ist wundervoller als dieser.“