Gandhi Jayanti gehört zu den drei offiziellen Nationalfeiertagen Indiens. Am 2. Oktober 1869 wurde Mohandas Karamchand Gandhi in Porbandar im indischen Bundesstaat Gujarat geboren. Den Ehrennamen „Mahatma“ („große Seele“) erhielt er vermutlich von dem Philosophen und Literaturnobelpreisträger Rabindranath Tagore, der Gandhi mit diesem Namen bei seiner Rückkehr aus Südafrika am 9. Januar 1915 in Mumbai begrüßte. Gandhi selbst war darüber nicht sonderlich glücklich, denn Personenkult schätze er gar nicht. Erst gegen Ende seines Lebens akzeptierte er den Ehrennamen, wollte ihm dann aber auch bedingungslos gerecht werden.
Beruf: Rechtsanwalt
Auf Wunsch seines früh verstorbenen Vaters – Gandhis Vater erlag 1885 den Folgen eines Unfalls – wurde Gandhi Rechtsanwalt. Er studierte Jura in London und beschäftigte sich dort auch viel mit religiöser Literatur. Vor allem die Lehren Jesu faszinierten den gläubigen Hindu. Auch mit Buddha und dem Propheten Mohammed beschäftigte er sich eingehend. Er glaubte fest daran, dass wahrer Glaube die Angehörigen verschiedener Glaubensrichtungen miteinander vereint.
Von 1891 bis 1893 arbeitete Gandhi als Rechtsanwalt in Mumbai, war jedoch nicht besonders erfolgreich, da ihm dieser Beruf nicht lag. Zudem war es damals durchaus üblich, dass man andere Anwälte bestechen musste, um Mandanten zu gewinnen. Gandhi aber verabscheute jegliche Form von Korruption. 1893 schickte ihn seine Familie zu einem indischen Geschäftsmann nach Pretoria (Südafrika), damit er ihm half einen Rechtsstreit zu lösen, was ihm innerhalb eines Jahres auch erfolgreich gelang. Gleich nach seiner Ankunft in Südafrika kam er jedoch mit der dortigen Apartheid in Berührung. Als „Farbiger“ durfte er im Zug nicht erster Klasse reisen, sondern sollte im Gepäckwagen Platz nehmen. Weitere diskriminierende Erlebnisse motivierten ihn schließlich, sich für die Rechte der indischen Minderheit in Südafrika einzusetzen. Obwohl er eigentlich ein schüchterner Mann war, war er so wütend, dass er schon kurze Zeit nach seiner Ankunft in Südafrika die indische Community vor Ort zur Gründung einer indischen Interessenvertretung aufrief. Seitdem betätigte er sich politisch.
Ethische Grundsätze
Gandhi fühlte sich zutiefst der Wahrheit verpflichtet. Er drückte dies mit einer eigenen Wortschöpfung aus: Satyagraha –„Festhalten an der Wahrheit“. Diesen Ausdruck prägte er, um nicht von passivem Widerstand sprechen zu müssen. Satyagraha war für ihn eng mit Gewaltlosigkeit verbunden: „Wahrheit schließt die Anwendung von Gewalt aus, da der Mensch nicht fähig ist, die absolute Wahrheit zu erkennen und deshalb auch nicht berechtigt ist zu bestrafen.“
Unabhängigkeitskampf in Indien
1914 ging Gandhi zurück nach Indien. Dort initiierte er die Freiheitsbewegung gegen die britische Kolonialmacht. Er rief dazu auf, die Zusammenarbeit mit den britischen Behörden zu verweigern und propagierte bürgerlichen Ungehorsam. Um eine Geschlossenheit der indischen Bevölkerung gegenüber den Kolonialherren zu demonstrieren, versuchte er das Kastensystem zu überwinden sowie Hindus und Moslems zu versöhnen. Es gelang ihm tatsächlich, eine Massenbewegung hervorzurufen.
Mehrmals landete Gandhi wegen seiner politischen Aktivitäten in Indien im Gefängnis, mehrmals trat er in Hungerstreik, bis Indien am 15. August 1947 endlich in die Unabhängigkeit entlassen wurde – wegen der Streitigkeiten zwischen Hindus und Moslems allerdings geteilt in ein hinduistisches Indien und ein muslimisches Pakistan.
Nach der Unabhängigkeit bekriegten sich die beiden verfeindeten religiösen Gruppen weiter in blutigen Auseinandersetzungen. Gandhi versuchte zu vermitteln und die beiden Bevölkerungsgruppen auszusöhnen. Es sollte ihm nicht mehr gelingen. Am 20. Januar 1948 entkam er zwar einem Bombenanschlag auf sein Haus, zehn Tage später aber wurde er von einem fanatischen Hindu in seinem Garten erschossen.
Heutiges Gedenken
Vielen Menschen ist Mahatma Gandhi bis heute eine Ikone, als Friedensstifter, und Asket. Doch heute an seinem Geburtstag, gedenkt die ganze indische Nation wieder ihres Führers in die Unabhängigkeit. Eineinhalb Jahrhunderte nach seiner Geburt ist Mahatma Gandhis Geburtstag immer noch ein Ereignis von nationaler Bedeutung in Indien. Gandhi Jayanti ist kein Tag für ausgelassene Feiern, sondern eher der geistigen und religiösen Besinnung gewidmet. Staats- und Regierungschefs, Minister und andere hochgestellte Persönlichkeiten ehren den „Vater der Nation“ an diesem Tag. Ein zentraler Ort, der zu seinen Ehren aufgesucht wird, ist die Gandhi-Gedenkstätte in Delhi. Überall im Land finden öffentliche Lesungen statt, bei denen Verse aus religiösen Schriften vorgetragen und Hymnen gesungen werden, vor allem Gandhis Lieblingslied „Raghupathi Raghava Rajaram“.