Andreas Brendt, Surfer und Reisender aus Leidenschaft, ist als Autor von „Borderlines“, dem Reisekultbuch über das Leben und das Meer, sowie des Folgebandes „Borderlines – Fuck You Happiness“ bekannt. In diesem Roman taucht er in ganz neue Sphären ein. „Ein göttlicher Streifzug durch das Zauberland der Suchenden“, wie es auf dem Buchumschlag heißt.
Wer dieses Buch lesen sollte
Gleich vorweg: Wer mit Indien vor allem die Suche nach Erleuchtung oder dem göttlichen Funken, nach Liebe, Spiritualität, eins sein mit dem Universum, nach nahezu überirdischen Gurus, die göttliche Weisheit verbreiten, oder die Überwindung des Selbst verbindet, der findet in diesem Buch jede Menge Anregungen. Bei den nüchternen Realisten unter den Lesern wird die Euphorie über vielfältige esoterische Erlebnisse sicher das eine oder andere Stirnrunzeln auslösen. Aber auch dieser Lesergruppe sei das Buch empfohlen, denn zum einen ist Andreas Brendt ein wirklich guter Autor, der weiß, wie man mit Sprache umgeht. Zum anderen lernt man hier Indien aus einem interessanten Blickwinkel kennen.
Wohin uns dieses Buch führt
Indien hat viele Gesichter. Es ist wohl bald das bevölkerungsreichste Land der Erde, beherbergt unzählige Völker und Sprachen, ist landschaftlich so vielfältig wie kaum ein zweites, ist wohl die größte Exportnation von Gewürzen. Aber das interessiert unsere zwei Reisenden Andi und Ole nicht. Sie interessieren sich für die Seele des Landes, für den Zauber, der ihm innewohnt, für die Millionen Götter, für Ashrams, Yoga, Gurus, Sannayasins, Rituale und Zeremonien.
Zunächst führt uns der Autor nach Goa zu einem Tantra-Festival in Arambol. Dort besucht Andi Kurse in Contact Improvisation und Dauerorgasmus, raucht Marihuana und tanzt am Strand die Nächte durch. Er macht spirituelle Erfahrungen, von denen er zuvor nicht einmal wusste, dass es sie gibt. Indien, so scheint es, ist für ihn das gelobte Land.
Es dauert eine ganze Weile – über 100 Seiten –, bis sich in diese Euphorie auch kritische Töne mischen. Auch in den spirituellen Kursen herrscht ein Wettbewerb. Nur statt höher, schneller, weiter heißt es hier langsamer, tiefer, erleuchteter. „Wie ein esoterischer Schwanzvergleich, eine Spielwiese der Narzissten.“ Das will Andi nicht und so zieht er weiter.
Weiter geht die Reise, nach Hampi, nach Varanasi und schließlich nach Rishikesh. Jeder Ort in Indien lädt den Reisenden auf seine ganz spezielle Art ein. Häufig begegnen einem Dinge, mit denen man sich lieber nicht beschäftigt – Armut und Tod zum Beispiel. Andi rät seinen Lesern: „Wer nicht nach Indien möchte, dem empfehle ich, zu recherchieren. Wer an Indien glaubt, der wird es überleben.“ Ganz nebenbei erfährt man während Andis spiritueller Reise viel über dieses faszinierende Land. Am Ende, in Rishikesh, glaubt er tatsächlich Erleuchtung gefunden zu haben. Wie das geht und ob das klappt, erfährt man wohl nur, wenn man es selbst versucht.
„Ganesha macht die Türe zu“ Indien, Sex mit Socken und immer wieder Sterben
Reiseroman von Andreas Brendt
Paperback, 285 Seiten, 14,95 EUR
Conbook Medien, Neuss August 2019
Print-ISBN: 978-3-95889-244-6