Wasserfälle haben etwas Faszinierendes und Romantisches an sich. Einerseits sind sie bedrohlich. Die Kraft, die in die Tiefe hinabstürzendes Wasser entfaltet, ist beeindruckend, das Tosen – je nach Größe des Wasserfalls – gewaltig. Und doch sind sie so bezaubernd, dass sich neben großen Wasserfällen – z. B. den Niagarafällen in Nordamerika – häufig auch romantische Flitterwochen-Hotels befinden. Auch in Indien gibt es viele gewaltige Wasserfälle, die man bestaunen kann. Am schönsten sind sie selbstverständlich zu den Zeiten, in denen sie das meiste Wasser mitführen: im Monsun.
Jog Falls (Karnataka)
Versteckt im dichten Wald von Sagara tost der Sharavathi-Fluss über vier atemberaubende Stufen, die Raja, Rani, Rover und Rocket heißen, in die Tiefe. Die Jog Falls sind mit 335 m die zweithöchsten freifallenden Wasserfälle in Indien. Beeindruckend sind die schieren Wassermassen, die hier täglich hinunterbrausen. Von Bengaluru führte eine malerische Strecke von 340 Kilometern auf der NH 206 zu den in dichten Wäldern gelegenen Fällen, die man schon lange, bevor man dort ankommt, rauschen hört. Dann erwartet den Besucher eine wilde Wasserwand, die über die rotbraunen Sandsteinfelsen hinabstürzt, eingehüllt in dicke Gischtwolken. Schwimmen darf man hier nicht, aber man kann auf den Felsen sitzen und das Naturschauspiel betrachten.
Dudhsagar Falls (Goa)
Die Einheimischen behaupten, Goa sei im Regen am schönsten. Weitab von den Stränden und Touristenhochburgen, im bewaldeten Hinterland dieses kleinen indischen Bundesstaates, erwacht im Monsun alles zum Leben. Einer der beliebtesten Ausflugsziele in der Regenzeit sind die Dudhsagar Falls, die 60 Kilometer von Panaji entfernt sind. In mehreren Stufen rauscht hier das Wasser über einen bewaldeten Steilhang 310 m in die Tiefe. Die Fälle liegen im Bhagwan Mahavir Wildlife Sanctuary und sind auch bei Wanderern ein beliebtes Ziel.
Athirappilly Falls (Kerala)
Beliebt ist dieser etwas mehr als 24 Metern hohe Wasserfall des Flusses Chalakudy wegen der üppigen Flora und Fauna und der vielen bedrohten und endemischen Tiere und Pflanzen, die in dieser Region vorkommen. Die Westghats, in denen er liegt, gehören zu den weltweit wichtigsten Biodiversität-Hotspots. Es gibt einige Wanderpfade für Wanderer. Vogelbeobachter halten hier gern Ausschau nach dem seltenen Nashornvogel. Vier bedrohte Unterarten der Nashornvögel soll es in der Region geben.
Chitrakoot Falls (Chhattisgarh)
Die Chitrakoot-Fälle sind möglicherweise die majestätischsten Wasserfälle Indiens, auf jeden Fall die breitesten. Auf etwa 160 Meter Breite braust das braune, schlammige Wasser des Flusses Indravati fast 30 Meter in die Tiefe. Wild wirbelnde Strudel und das noch Kilometer weit hörbare Tosen flößen Respekt und Ehrfurcht ein. Wegen der vielen Sedimente im Wasser ist auch hier Schwimmen nicht ratsam. Am Rand dieser Fälle gibt es eine ganze Reihe von Resorts, Camping- und Picknickplätze sowie Yoga- und Meditationszentren. Man sollte aber vorher buchen, wenn man hier übernachten möchte.
Hogenakkal Falls (an der Grenze von Tamil Nadu und Karnataka)
Die Hogenakkal-Fälle des Flusses Kaveri liegen im Distrikt Dharampuri, rund 180 Kilometer von Bengaluru entfernt. Sie werden wegen ihrer beeindruckenden, hufeisenförmigen Breite auch die „Niagara-Fälle Indiens“ genannt. Hier kann man auch baden oder Bootsfahrten unternehmen – allerdings nicht im Monsun, denn dann ist das Wasser zu tosend. Ein Bad in den Wassern des Kaveri soll heilend sein, so der Glaube der Einheimischen, da er vorher durch Wälder mit vielen Heilkräutern fließt.