Deutschland und Indien vertiefen seit dem Amtsantritt von Premierminister Narendra Modi die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen. Das neu aufgelegte Programm „Make in India Mittelstand“ soll den deutschen Mittelstand beim Eintritt in den indischen Markt unterstützen. Ein Treffen mit hochrangigen Vertretern aus Wirtschaft und Politik fand dazu Anfang Juni 2016 in der Indischen Botschaft in Berlin statt. Organisiert wurde der erste Deutsch-Indische Wirtschaftsdialog in Kooperation mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Mark Hauptmann. Eingeladen war auch der Bundestagsabgeordnete Marian Wendt (CDU), der sich im Rahmen seiner zurückliegenden Delegationsreise nach Indien beeindruckt von der Offenheit und Vitalität des Landes zeigte und im folgenden Interview über die Chancen, die der indische Markt dem deutschen Mittelstand bietet, spricht.
Herr Wendt, Sie waren das erste Mal in Indien. Wie hat es Ihnen gefallen?
Marian Wendt: Sehr gut! Indien ist ein offenes, lebendiges und junges Land, das viele Ideen hat, sich zu entwickeln. Die Armut habe ich aber auch wahrgenommen.
Mit der Kampagne „Make in India“ wirbt Indien für sich als Wirtschaftsstandort. Wo sehen Sie das Potenzial des Landes?
Wendt: Das Kapital sind seine Menschen, besonders was die vielen Arbeitskräfte in der IT-Branche, den Ingenieursberufen und im Maschinenbau angeht. Jährlich kommen fast zwölf Millionen neue Arbeitskräfte auf den Markt. 80 Prozent davon sind Ingenieure und IT-Experten. Daher sehe ich für deutsche Firmen gute Voraussetzungen bei Ansiedlungsinitiativen. Allerdings brauchen sie mehr Rechtssicherheit, etwa beim Urheberrecht.
Bisher investierten vor allem deutsche Großkonzerne in Indien. Würden Sie es dem deutschen Mittelstand auch empfehlen?
Wendt: Es waren nicht nur Großkonzerne, die bisher in Indien investiert haben. Es gibt sehr viele mittelständische Unternehmen, die in Indien aktiv sind. Sie gehen Kooperationen mit der IT-Branche und Maschinenbau-Betrieben ein. Persönlich habe ich die Firma Hübner aus Kassel kennengelernt. Sie stellt Gelenksysteme für Züge, Straßenbahnen und Busse her, die für die Produktion in Indien benötigt werden. Die englische Sprache ist im Vergleich zu anderen Ländern ein Vorteil, wenn der Mittelstand im Ausland investieren möchte.
Warum sollten andere Unternehmen dem Beispiel folgen?
Wendt: Der Markt bietet mit 1,2 Milliarden Menschen ungeheures Potenzial. „Made in Germany“ gilt als unangefochtenes Qualitätsmerkmal. Die Inder schätzen deutsche Professionalität und Perfektion. Davon können zum Beispiel auch mittelständische Unternehmen aus meinem Wahlkreis Nordsachsen profitieren. Der indische Botschafter, Herr Gurjit Singh, stellt sich dafür höchstpersönlich als Ansprechpartner zur Verfügung und kann über die Kontaktdaten auf der Homepage der indischen Botschaft erreicht werden.
Werden Sie privat noch einmal nach Indien reisen?
Wendt: Gerne! Damit ich nicht nur die Metropolen Delhi und Bangalore gesehen habe, sondern auch die schönen Küsten von Kerala und Goa.
(Das Interview führte Jana Tschitschke)