Die schönen Balkone des Patwon ki Haveli

Zehn Tipps für Jaisalmer

Jaisalmer liegt im indischen Bundesstaat Rajasthan mitten in der Wüste Thar und wird wegen ihrer Häuser aus goldgelbem Sandstein auch „Goldene Stadt“ genannt. In strategisch günstiger Lage an einer Oase der Kamelroute der Kaufleute, die zwischen Indien und Vorderasien Handel trieben, wurde Jaisalmer im Jahr 1156 gegründet. Auf dem 120 Meter langen und 500 Meter breiten Trikuta-Felsen errichtete der Gründer der Stadt, der Rajputenkönig Rawal Jaisal, ein gut geschütztes Fort, das ihn gegen die Angriffe der muslimischen Eroberer schützen sollte. Lange Zeit war Jaisalmer eine blühende Handelsstadt. Erst als Mumbai zur Hafenstadt wurde, verlor die Stadt ihre Bedeutung.

Heute hat Jaisalmer nur etwa 60.000 Einwohner – eine sehr kleine Stadt für indische Verhältnisse –, lockt aber Touristen aus aller Welt. Die schimmernden Sanddünen und die leuchtenden Turbane der Stadtbewohner, die anmutigen Mädchen mit ihren durchsichtigen Schleiern vorm Gesicht und den mit kleinen Spiegeln durchwirkten Blusen, die geschückten Kamele und das mächtige Fort, das majestätisch über der Landschaft thront – Jaisalmer im Wüstenstaat Rajasthan erfüllt alle Klischees und Fantasien von 1001 Nacht. Folgend zehn Tipps, wie Sie die Stadt erleben können:

König für einen Tag

Das 1156 erbaute goldgelbe Jaisalmer Fort ist das zweitälteste Fort in Rajasthan. Der mächtige Sandsteinbau thront auf dem Trikuta-Felsen und wacht über die Stadt. Innerhalb der Festungsmauern mit ihren 99 Schutztürmen liegt die Altstadt von Jaisalmer, die durch vier gigantische Stadttore betreten werden kann. Sofort ist man in den chaotischen Straßen des Sonar Quila. Immerhin leben hier noch mehr als 4.000 Menschen – eine außergewöhnliche Tatsache. Spazieren Sie hier durch das Labyrinth der kleinen Gassen, die von Tempeln, Havelis (alten Herrenhäusern) und Palästen und natürlich auch Souvenirshops und Kunsthandwerksbetrieben gesäumt sind und genießen Sie von einigen der früheren Kanonenständen die herrliche Aussicht über die Stadt.

Unterwegs als Kulturbeflissener

Besuchen Sie das Desert Cultural Centre und das Folklore-Museum, um einen Einblick in das reiche kulturelle Erbe der Region zu erhalten. Gemälde, Postkarten, alte Münzen und Schriften, Trachten, Juwelen und Schmuck für die Kamele und Pferde erzählen vom Leben in längst vergangenen Tagen. Bewundern Sie das einheimische Kunsthandwerk, Wandbehänge, tragbare Altare oder auch Reproduktionen von alten Haveli-Fassaden und gehen Sie nicht, bevor Sie nicht auch am Abend eine Puppenaufführung gesehen haben.

Die spirituelle Besichtigungstour

Der schönste Teil der Festung sind die Jain-Tempel aus Sandstein aus dem 12. und 15. Jahrhundert mit ihren verschnörkelten Türmen, Bögen, Simsen und den filigranen Verzierungen. Besonders sehenswert ist der Parsvanath Tempel mit seiner verzierten Decke, die aussieht wie der Kopf eines Dämon mit vier kreisförmig darum drapierten Körpern. Wenn man die Position verändert, scheint der Kopf jeweils mit einem anderen dieser vier Körper verbunden zu sein. Versäumen Sie auch nicht einen Besuch in der Gyan Bhandar Bibliothek, wo sich einige seltene Schriften befinden.

Die Feinschmecker-Tour

Ein Merkmal der Küche Rajasthans ist der geringe Gebrauch von Wasser und frischem grünen Gemüse – kein Wunder, hier in der Wüste! Dennoch ist das Essen hier nicht minder köstlich. Fleischessern empfehlen wir das delikate Lamm in roter Chilisoße, das laal maas genannt wird. Vegetarier werden ker saangri lieben, ein ungewöhnliches, aber sehr leckeres vegetarisches Gericht aus Wüstenbohnen und Kapern, oder auch das kalorienreiche dhal bhati churma und panchkoota, fünf Wüstengemüse, die in Joghurt gekocht werden. Als Getränk empfiehlt sich die lokale Lassi-Version und ladoos aus Kichererbsenmehl sind zum Abschluss noch etwas für Süßmäuler.

Der Glanz vergangener Tage

Jaisalmer ist berühmt für die reich verzierten Herrenhäuser, auch Havelis genannt, die im 18. und 19. Jahrhundert von reichen Händlern aus gelbem Sandstein erbaut wurden. Eines der bekanntesten ist das Patwon ki Haveli, ein Arrangement aus fünf Häusern, die sich in einer engen Gasse aneinander drängen. Erbaut wurden sie von fünf Jain-Brüdern, die mit Gold- und Silberbrokat handelten. Spazieren Sie durch die luftigen Innenhöfe mit ihren aufwendig geschnitzten Holzdecken mit eingelassenen Spiegeln und ihren sechzig kleinen Balkonen, die alle in einem anderen Stil gebaut wurden. Auch das Salim Singh Ki Haveli mit seinem Dach, das mit Pfauen und Elefanten verziert ist, mit seinen 38 Balkonen, den geräumigen Korridoren und der Fassade, die wie das Heck eines Schiffes geformt ist, dürfen Sie nicht verpassen.

Auf Zeitreise

Nur 15 km von Jaisalmer entfernt liegt Lodurva, die alte Hauptstadt des Rajputen-Clans der Bhattis. Hier steht ein großartiger Jain-Tempel aus goldgelbem Sandstein, verziert mit komplizierten Schnitzereien und fein gearbeiteten Steingittern (sogenannten Jali- oder Jaali-Arbeiten), und der mystische Kalpavriksha-Baum, der Wünsche erfüllen soll. In Lodurva gibt es auch ziemlich viele freilebende Pfauen, die der Wüstenlandschaft etwas Farbe verleihen.

Bootstour

Im 12. Jahrhundert wurde der Gadisar See angelegt, ein gigantisches Projekt des visionären Königs, der so Regenwasser auffangen wollte, um es in die trockene Stadt zu leiten. Bis 1965 war der See die einzige Wasserquelle der Stadt. Heute ist er ein beliebter Ort, um Paddelboot zu fahren, die Zugvögel, die den Winter hier verbringen, zu beobachten und die vielen gold gefärbten Tempel und Schreine, die an seinem Ufer liegen, zu besichtigen.

Eine Wüstensafari

Die Lage Jaisalmers am Rande der riesigen Wüste Thar ist etwas Besonders. Viele Menschen kommen nur hierher, um eine Kamelsafari in die Wüste zu unternehmen, die zwischen einem halben Tag inklusive Sonnenuntergang bis zu einigen Nächten, die man mit Lagerfeuer und rustikalem Essen unter dem Wüstenhimmel verbringt, dauern kann. Im Dorf Lama werden Sie Rajasthanis in ihrer farbenprächtigen Tracht bewundern können und der Musik der Einheimischen lauschen dürfen. Mit viel Glück sehen Sie auch einen der wilden Wüstenbewohner wie einen Fuchs oder eine Chinkara-Gazelle. Keinesfalls vergessen sollten Sie einen Sonnenhut, Sonnencreme und sehr viel Wasser!

Auf Shopping-Tour

Wie überall sonst in Rajasthan finden Sie auch in Jaisalmer farbenprächtige Stoffe und Kunsthandwerk. Die Shops der Stadt bieten filigran geschnitzte Holzbehälter, Turbane in leuchtendem Pink und Gelb, Blusen mit eingearbeiteten kleinen Spiegeln, gewebte Teppiche und Decken sowie handbestickte traditionelle Schuhe (sogenannte Mojris und Jootis). Wenn Sie etwas Besonders möchten, gehen Sie zu den Hari-Om-Juwelieren. Dort finden Sie z. B. Zeichnungen auf einem menschlichen Haar oder einem Reiskorn oder feinsten Silberschmuck verziert mit Szenen aus dem Leben der Herrscher.

Die Geisterstadt

18 km von Jaisalmer entfernt liegt die Geisterstadt Kuldhara. Einst soll sie eine blühende und geschäftige Niederlassung der Familie der Paliwal-Brahmanen gewesen sein. Sie litten sehr unter hohen Steuern, die ihnen der Herrscher der Region auferlegt hatte, und als der König der Tochter des Familienoberhauptes nachstellte, verließen sie über Nacht das Dorf zusammen mit den Einwohnern von 83 weiteren umliegende Dörfern. Bis heute weiß niemand, wohin sie damals verschwunden sind. Man glaubt, dass sie über dem Dorf einen Fluch verhängt haben, als sie gingen, der jedem den Tod bringen würde, der versuchen würde, ihr Land zu besetzen. Die Ruinen des Dorfes bestehen heute aus Sandsteinhäusern, einem Tempel und einigen Brunnen und es ist ein wenig unheimlich, wie sie hier inmitten der weiten, lebensfeindlichen Wüste liegen.

Übernachtungsmöglichkeiten in Jaisalmer
The Serai Jaisalmer
 gehört zur Relais & Chateaux-Kette und ist eine Luxuszelt-Anlage auf 40 Hektar mitten in der Wüste. (www.sujanluxury.com/the-serai, Doppelzimmer ab 28.750 Rupien/Nacht, etwa 413 Euro/Nacht).

Auch das Fort Rajwada gehört zu den besten Hotels der Stadt. Es vereint typische Stilelemente der Region mit moderner Architektur und verfügt über einige Highlights, wie die Balkone am Eingang und viele Kunstobjekte. Außerdem hat es den größten Pool in Jaisalmer. (www.fortrajwada.com, zwischen 7.500 und 15.500 Rupien/Nacht für das Doppelzimmer bzw. die Suiten, etwa 107 bis 222 Euro/Nacht).

Das Suryagarh ist ein modernes Gebäude, das aber einem alten Rajasthan-Fort nachempfunden ist. (www.suryagarh.com, Doppelzimmer ab 11.998 Rupien/Nacht, etwa 172 Euro/Nacht; wer ein wenig sucht, findet eventuell für dieses Hotel auch noch günstigere Preise, z. B. 98 Euro/Nacht).

Das Hotel Pleasant Haveli ist der Gewinner von TripAdvisor Travellers’ Choice 2013 in der Kategorie Romantik. Das Haus ist kein historisches Haveli, sondern wurde vor ca. fünf Jahren erbaut. Man sollte auch nicht zu allzu viel erwarten, denn wie der Preis schon zeigt: Dies ist kein Fünf-Sterne-Haus. Das Preis-Leistungsverhältnis soll jedoch hervorragend sein, sagen viele Gäste. (pleasanthaveli.com, ab 29 Euro/Nacht).

Anreise
Per Flug von Mumbai oder Delhi nach Jodhpur. Jaisalmer ist etwa 3,5 Stunden Autofahrt von Jodhpur entfernt.

Beste Reisezeit
Oktober bis Februar. Ende Januar, Anfang Februar findet jeweils das Jaisalmer Desert Festival mit Kamelrennen und einer Vorführung der indischen Luftwaffe statt.

 

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