STOA169, Säulenhalle, Foto: Rainer Schoder

Die Künstlersäulenhalle bei Polling, inspiriert von südindischen Tempeln und antiker Architektur

Indien suchen, von München aus: In südwestlicher Richtung, erreicht man auf der alten Olympiastraße, die nach Garmisch-Partenkirchen führt, nach etwa 60km Weilheim und dann die Gemeinde Polling.
Hauptsehenswürdigkeit des Ortes ist das ehemalige Kloster mit der spätgotischen Klosterkirche Heilig Kreuz. Im Roman „Doktor Faustus“ von Thomas Mann ist in der Beschreibung des fiktiven Klosters Pfeiffering das Kloster Polling eindeutig zu erkennen.

Die neue Sehenswürdigkeit des Ortes liegt außerhalb, nur zu Fuß, auf einem viertelstündigen Spaziergang auf einem asphaltierten Feldweg entlang der Amper zu erreichen:

STOA169, Säulenhalle, Foto: Rainer Schoder
STOA169, Säulenhalle, Foto: Rainer Schoder

Der Initiator dieser Säulenhalle ist der Künstler und Maler Bernd Zimmer, der im Vorwort zu seiner Informationsbroschüre – ein kompaktes, kleines Kompendium sämtlicher „Säulenwerke“ – den Ausgangspunkt zu seinem Projekt so beschreibt:
„Im Winter 1989/90 reiste ich zum ersten Mal nach Südindien. Beeindruckt von den Tempeln der Hindus und ihren Heiligtümern, die tief im Innern der ausgedehnten Tempelanlagen liegen, konzentrierte sich mein Interesse mehr und mehr auf die Räume davor, auf die Säulenvorhallen, Säulengänge und Wartehallen, die zum Allerheiligsten im Zentrum führen. Die Hallen dienten zur Meditation, aber auch dazu die Pilger vor Regen und Sonne zu schützen. Sie wurden aus 100 oder auch 1000 Säulen errichtet und dienten in Kriegszeiten nicht selten als Zufluchtsort….“

STOA169, Säulenhalle, Foto: Rainer Schoder
STOA169, Säulenhalle, Foto: Rainer Schoder
STOA169, Säulenhalle, Foto: Rainer Schoder


Zu der „indischen Grundidee“ der Säulenhalle hat ein indischer Künstler mit einer „indischen Säule“ beigetragen: Subodh Gupta. Er schreibt zu seinem Werk in der Informationsbroschüre:
„Seit 1988 verwende ich Alltagsgegenstände, wie Tiffin-Dosen, Thali-Platten, Fahrräder oder Melkeimer. Ausgestellt waren diese Arbeiten das erste Mal 1999 in der Chemould Gallery in Mumbai. Utensilien aus Edelstahl wurden etwa 1973/74 – damals war ich neun oder zehn Jahre alt – in indische Haushalte eingeführt….“
Und weiter schreibt er: „STOA169 ist von der traditionellen indischen Tempelarchitektur inspiriert, sie erinnert aber auch an antike griechische oder römische Säulen….“

Subodh Gupta wurde 1964 in Khagaul (Bihar) als Sohn eines Eisenbahnarbeiters geboren. Nach seinem Schulabschluss studierte er am College of Arts & Crafts in Patna und arbeitete dann zwei Jahre als Absolvent für Grafik bei einer Zeitung. 1998 schloss er sein Studium mit dem Titel „Bachelor of Fine Arts“ ab. Er lebt mittlerweile in Gurugram, einem Vorort von Dehli und ist mit Bharti Kher verheiratet, einer britischen Künstlerin mit indischen Vorfahren.

Eine Installation seiner „Edelstahl-Küchenutensilien“ konnte er erstmals im Jahr 2000 in der Galerie Nature Morte in New Delhi präsentieren. Diese Installation „The Way Home“ war zwar kein Verkaufserfolg, aber das Konzept der Komposition von blankpolierten Edelstahl -Tellern, -Löffeln, -Bechern, -Töpfen war die Basis für seine Arbeiten mit denen er sehr erfolgreich wurde.

Bernd Zimmer wurde 1948 in Planegg, einem Vorort von München, geboren. Als Maler könnte man ihn als ein Vertreter der „Neuen Wilden“ einordnen. Fraglich ist, ob ihm diese Einordnung in eine Schublade gefallen würde. Er lebt und arbeitet in Polling, Piozzano/ Italien und Warthe/ Brandenburg.

In der Abendzeitung München wurde kürzlich folgender Leserbrief einer Dame, die ehrenamtlich bei der Blinden- und Sehbehindertenseelsorge tätig ist, veröffentlicht:
„Das ist eine Säulenhalle im Freien mit vielen Arten von Säulen – alle gleich groß. Das war für „unsere“ Blinden ein Highlight, denn man konnte alle Säulen anfassen, die Materialien unterscheiden und sie auch z.T. klingen lassen. Auch für die Sehenden war es sehr beeindruckend…“

Christiane Chevallier-Schoder & Rainer Schoder 08.04.2023

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