Der Manali-Leh-Highway im Minibus

Der Manali-Leh-Highway, der einen über 480 km aus dem grünen Himachal Pradesh über fünf hohe Bergpässe bis in die trockene Hochgebirgswüste führt, ist einzigartig. Die Himalaya-Berglandschaft ist spektakulär und sehr abwechslungsreich. Während es zu Beginn der Strecke am Rothang-Pass noch grüne Weiden, Bäume und sprudelnde Gebirgsbäche gibt, wird es nach dem berüchtigten 3980 Meter hohen Pass immer karger, schroffer und einsamer. Im angrenzenden Lahaul-Tal gibt es noch vereinzelte kleine Dörfer, buddhistische Klöster und Erbsenfelder, doch nach Darcha, einem kleinen Armeeposten, gibt es für die nächsten dreihundert Kilometer keine menschliche Siedlung mehr, sondern nur noch sehr hohe Pässe und vereinzelte Zeltlager, an denen man eine einfache Mahlzeiten und zur Not auch ein Bett zum Schlafen bekommt. Mittlerweile gibt es an gewissen Stationen wie Sarchu, dem Mittelpunkt der Strecke, und auch am Salzsee Tsokar sogenannte Luxus Camps mit Zelten im Swiss-Stil mit Betten, Strom und angeschlossenem Badezimmer.

Erst mit Rumtse auf 4200 Meter Höhe, kurz hinter dem höchsten Pass der Strecke, dem 5300 Meter hohen Tanglang La, trifft man nach insgesamt 400 km auf das erste ladakhische Dorf. Von hier ist es nicht mehr weit bis hinab zum Industal und weiter bis nach Leh, der Hauptstadt Ladakhs auf 3500 Meter.

Doch trotz des Mangels an Dörfern ist die Strecke auf keinen Fall langweilig. Die Hochgebirgswüste befindet sich im ständigen Wechsel. Von rötlich schimmernden Schroffen klippen, über grüne flache Ebenen, schneebedeckten Pässen bis hin zu erodierten Sandsäulen an Flussbetten reicht das Spektrum. Auch der Highway selbst ist spannend. Mal geht es über halb weggespülte Brücken, dann kommt eine nagelneue breite Teerstraße und ab und zu fährt man von einem Schlagloch in das nächste. Mal windet sich der Highway wie an den Gata Loops enge Kurven hinauf, ein anderes Mal führt er schnurgerade für knapp 50 km auf 4500 Meter über die Morray Plains und am 4880 Meter hohen Baralacha Pass führt er durch meterhohe Mauern aus Schnee.

Ich fühle mich wohl auf dem Manali-Leh-Highway. Kenne jede Kurve, jede Flussüberquerung, jedes temporäre Zeltlager und deren Bewirtschafter.

Der Manali-Leh-Highway ist nur für kurze Zeit während der Sommermonate von Juni bis September geöffnet und genau dann sind nicht nur Touristen und die ein oder anderen Armeefahrzeuge und Lastkraftwagen auf der unendlichen Straße unterwegs, sondern auch ich.

Am liebsten befahre ich den Highway mit dem Fahrrad. In neun Tagen die Strecke über die fünf hohen Bergpässe von Manali nach Leh auf dem Fahrrad zu meistern, ist nicht nur eine große sportliche Herausforderung, sondern lässt die facettenreiche Strecke auch am besten erleben.

Schon fünf Mal bin ich die Tour mit dem Fahrrad gefahren, in diesem August wird es wohl einmal mehr werden. Wer mehr dazu erfahren möchte, kann sich dieses Video zur Manali-Leh Fahrradtour anschauen.

Auch mit dem Motorrad macht die Strecke Spaß. Als Hintermann habe ich viel Zeit zu gucken und genieße die schnellere Geschwindigkeit als auf dem Fahrrad. Doch wer sich an ein Abenteuer auf der Royal Enfield über den Manali-Leh-Highway alleine wagt, sollte nicht nur ein geübter Motorradfahrer, sondern auch als Mechaniker bewandert sein.

Tja, nicht ganz so viel Spaß macht die Fahrt im Sammel-Minibus.

Wenn man es eilig hat, weder sportlich interessiert ist, noch Motorrad fahren kann und sich ein privates Auto nicht leisten kann, ist ein Sitz im Minibus fast die letzte Alternative. (Es gibt natürlich auch den staatlichen Bus, der die Strecke in zwei Tagen fährt).

580 km, 5 Pässe, 18 Stunden,1 Fahrer, 13 Mitfahrer. Tja, was soll ich dazu noch schreiben. Ich bin gestern genauso nach Leh von Manali gekommen. Um 2 Uhr nachts ging es los. Am Abend gegen 20 Uhr sind wir in Leh angekommen. Wirklich viel von der Strecke hatte ich dieses Mal nicht mitbekommen. Die meiste Zeit habe ich dankenswerterweise geschlafen. Zu den Mahlzeiten wurde an den Zeltlagern gestoppt, dann ging es weiter. Das es purer Wahnsinn ist, dass ein Fahrer 18 Stunden non-stop die Berge hoch und runter fährt, steht außer Frage und ich konnte sehen, wie erschöpft unser Fahrer am Ende der Strecke gewesen ist.

Doch habe ich mich dennoch nie unsicher gefühlt, obwohl es mitten in der Nacht über den berüchtigten Rothang-Pass ging und unterwegs auch ein heftiger Sandsturm aufkam.

Genießen kann man die Strecke so auch nicht wirklich. 18 Stunden sind zu lang. In Leh angekommen war ich völlig erschöpft. Doch das Ziel wurde erfüllt. Ich war in Leh!

Dennoch möchte ich an dieser Stelle allen Reiselustigen die Fahrt im Minibus nicht empfehlen. Auch Taxis mit privatem Fahrer sind in Indien erschwinglich und dann kann die Fahrt in zwei Tagen auch gleich sogar etwas Spaß machen!

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