Basel, Happy Buddha, Foto: Rainer Schoder

Basel – Museum der Kultur „Erleuchtet – die Welt der Buddhas“

„Erleuchtet – die Welt der Buddhas“ so der Titel der Ausstellung im Museum der Kulturen. Am Münsterplatz, gegenüber des Münsters, in zentraler Lage, am höchsten Punkt der Altstadt gelegen, ist das Eingangstorgebäude des Museums unauffällig in das Gebäudeensemble der Platzanlage integriert.

Museumszugangstor, Foto: Rainer Schoder
Museumszugangstor, Foto: Rainer Schoder

Durch das Torgebäude gelangt man in den Eingangshof mit dem Museumsneubau des Architekturbüros Herzog und de Meuron. Auf dem Hof ein sitzender Buddha, der an einen Sitzsack erinnert. Wir sind in der Schweiz, also liegen die Eintrittspreise im „oberen Bereich“ – Dank unserer Basel-Card zahlen wir nur den halben Preis, also 8,- CHF pro Person.

Die komplette 3. Etage ist den Buddhas gewidmet, wobei relativ wenige Exponate aus Indien stammen, sondern in der Mehrzahl ihren Ursprung in Thailand, Sri Lanka, China und Tibet haben. Logisch, da der Buddhismus in Indien im Süden dem Brahmanismus und im Norden den Moslems zum Opfer fiel.
In den anderen Staaten blieb die buddhistische Kultur mehr oder weniger bis heute erhalten.

Circa 500 Jahre vor Christi Geburt setzte Buddha das Rad der Lehre in Bewegung, vor 2500 Jahren begann sich seine Lehre auszubreiten. Da der Buddhismus kein Oberhaupt, keine „Zentralstelle“ der buddhistischen Dogmatik (wie den Papst und den Vatikan) besitzt, konnte sich seine Lehre in den verschiedenen asiatischen Ländern in individueller Form, den Völkern der Länder anpassen und entfalten. Daher gibt es nicht nur einen Buddha und auch keine einheitliche Darstellung des Buddha.

„Viele Wege führen zur Erleuchtung. Der Titel der Ausstellung deutet dies an. Präsentiert werden die verschiedenen Strömungen des über 2000 Jahre alten Buddhismus. Zu sehen sind rund 280 Objekte der Museumssammlung, die für die buddhistische Praxis wichtig sind. Viele stammen aus der weltbekannten Tibet-Sammlung des Hamburger Religionswissenschaftlers und Galeristen Gerd-Wolfgang Essen.“ So der Einführungstext des Museums zur Ausstellung.

Trotz der lokalen Unterschiedlichkeit sind die in der Ausstellung gezeigten Bildnisse, und Skupturen des Buddha an bestimmten Merkmalen erkennbar.

In den überlieferten Texten werden insgesamt 32 grosse und 80 kleine Merkmale eines Buddha beschrieben. Sie kennzeichnen ihn als Mahapurusha, einen grossen Menschen. Einen Teil dieser Merkmale berücksichtigten die Künstler der damaligen Zeit und schufen das idealisierte Bildnis eines Erleuchteten.

Hier einige Merkmale:
– Die Schädelwölbung ist Ausdruck seiner immensen Weisheit.
– Der Punkt zwischen den Augenbrauen kennzeichnet ihn als Erleuchteten.
– Die gelängten Ohrläppchen erinnern an seine fürstliche Herkunft.
– Das friedvolle Gesicht ist Ausdruck der Meditation.
– Seine Finger und Zehen sind gelängt.

An seinem schlanken Körper zeichnen sich äusserlich keinerlei Muskeln, Sehnen oder Knochen ab.
Das einfache Mönchsgewand, das er auf vielen Bildwerken trägt, ist Zeichen der materiellen Entsagung.
Seine Körperhaltung ist aufrecht und erhaben.

Viele Buddhas halten etwas in den Händen wie eine Frucht oder eine Almosenschale.
Die verschiedenen Handgesten, Mudras, drücken unterschiedliche Eigenschaften oder Tätigkeiten des Buddha aus. Die meisten sitzenden Darstellungen des Buddhas betonen seinen meditativen Charakter, während die stehenden Figuren Dynamik und Zugewandtheit zum Ausdruck bringen.
Bleibt anzumerken, dass ein figürliches Bild des Buddha erst am Übergang vom 1. zum 2. Jahrhundert n.Chr. üblich wurde, also erst mehr als 500 Jahre nach der Lebenszeit des Buddha.

Von den 280 Objekten ausgestellten Objekten kann hier nur eine kleine Auswahl beschrieben werden. Kein Problem, denn das Museum hat gründlich gearbeitet: Unter erleuchtet.mkb.ch ist ein Digitorial zu finden und in der Ausstellung ist ein Kompendium „Erleuchtet-Die Welt der Buddhas“ in 3 Sprachen zur Mitnahme ausgelegt (die kursiv gedruckten Texte stammen aus dem Kompendium)!

Gandhara-Buddha, Foto: Rainer Schoder
Gandhara-Buddha, Foto: Rainer Schoder

Gandhara, Pakistan; vermutl. 1./3. Jh.; Stein; Slg. P. Wirz, Geschenk 1939, IIa 828

Siddhartha Gautama in Meditation
Siddhartha Gautama erlangte nach mehreren Wochen der Meditation unter einer Pappelfeige bodhi, die höchste Erkenntnis vom Ursprung des Leidens und dem Weg, dieses zu beenden. In diesem Moment wurde er zu Buddha Shakyamuni, dem Erwachten.

Er sitzt aufrecht und mit unterschlagenen Beinen auf einem Steinthron, hat seine Hände in der Geste innerer Sammlung (dhyana-mudra) ineinander gelegt. Seine Augenlider sind gesenkt, die Augen leicht geöffnet. Die Gesichtszüge sind tiefentspannt, dennoch ist er wach, er meditiert.

Buddha Shakyamuni Gabdhara, Foto: Rainer Schoder
Buddha Shakyamuni Gabdhara, Foto: Rainer Schoder

Gandhara, Pakistan; 3./6. Jh.; Stein; Slg. P. Wirz, Depositum FMB 1939, IIa 832

Buddha Shakyamuni
Die ersten menschlichen Darstellungen des Buddha entstanden um die Zeitenwende an verschiedenen Orten Südasiens. In Gandhara, einer Region im Norden der heutigen Staaten Pakistan und Afghanistan, wurden durch den Austausch mit dem Mittelmeerraum europäische Elemente mit buddhistischen Inhalten verbunden: Die Erleuchtungswölbung auf dem Kopf als Symbol der Weisheit erinnert an den Haarknoten antiker Statuen, die Aureole hinter seinem Kopf unterstreicht die spirituelle Grösse. Die Gesichtszüge erinnern an griechische Götter der Antike ebenso wie der Faltenwurf des Gewandes.

Reisealtar aus Japan, Foto: Rainer Schoder
Reisealtar aus Japan, Foto: Rainer Schoder

Reisealtar (japanisch zushi) aus Japan
Der Altar ist einem japanischen Hausaltar nachempfunden und dient auf Reisen der persönlichen Andacht.
89 Japan; 19. Jh.; Holz, Lack, Pigmente, vergoldet; Slg. Basler Mission, Geschenk 2015, IId 9465

elfgesichtiger Bodhisattva Avalokiteshvara, Foto: Rainer Schoder
elfgesichtiger Bodhisattva Avalokiteshvara, Foto: Rainer Schoder

Der elfgesichtige Bodhisattva Avalokiteshvara

Avalokiteshvara, der Mitleidvoll Herabblickende, ist der bekannteste Bodhisattva. Er verkörpert allumfassendes Mitgefühl. Avalokiteshvara war einer Legende nach so betroffen von Elend und Leid der Welt, dass sein Kopf in tausend Stücke zerbarst. Sein spiritueller Vater Buddha Amitabha fügte die Teile so zusammen, dass sich daraus zehn Köpfe ergaben. Den eigenen Kopf setzte er zuoberst. Mit seinen vielen Augen ist der elfgesichtige Avalokiteshvara in der Lage, alles Leiden zu sehen und zu helfen.
143 Tibet; 15./16. Jh.; Metall, Spuren von Pigmenten; Slg. G.-W. Essen, Kauf 1998, IId 13927

Meditationsraum, Foto: Rainer Schoder
Meditationsraum, Foto: Rainer Schoder

Nach dem Ausstellungsbesuch kann noch an der Erleuchtung gearbeitet werden, es steht ein schöner, einfach gestalteter Meditationsbereich zur Verfügung.

Zur Figur «Happy Buddha» im Eingangshof:
Die äußere Hülle des Kunstwerks besteht aus Mönchsgewändern, die von Buddhist*innen an Klöster in Thailand und der Schweiz gespendet wurden. Da jeder Mönch nur 3 Roben besitzen darf, führen die fortwährenden Spenden zu übervollen Kleiderkammern mit nicht oder kaum getragenen Gewändern. Die Künstlerin möchte diese Mönchsgewänder einer neuen Funktion zuführen und mit ihnen nicht nur Glück und Freude verbreiten, sondern auch das Thema der Nachhaltigkeit platzieren.
Weitere Informationen zur thailändischen Künstlerin Eda Phanlert Sriprom und ihren Projekten finden sich unter: www.EdaEditions.com

Die Ausstellung läuft bis zum 28. April 2024
Informationen zu Veranstaltungen, Führungen, Öffnungszeiten, Eintrittspreise, Anfahrt etc. sind unter mkb.ch zu finden.

Christiane Chevallier-Schoder und Rainer Schoder

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