Die Lieferungen der Dabbawalas, dieses genialste System der Essenzustellung weltweit, liefen über 100 Jahre lang ganz ohne virtuelle Unterstützung. Doch auch die Dabbawalas passen sich den Neuerungen der Zeit an: Man kann sie inzwischen auch online buchen.
Die Geschichte der Dabbawalas
Die Dabbawalas in Mumbai gibt es seit über 125 Jahren. Es begann alles mit einem Banker in Mumbai, der regelmäßig das von seiner Frau gekochte Mittagessen im Büro haben wollte und den ersten Dabbawala mit der täglichen Lieferung beauftragte. Dabba heißt „box“; gemeint sind die „tiffin boxes“, Warmhaltebehälter für Essen aus Metall. Und wala bedeutet „tiffin-“ oder „lunch box delivery man“. Die ersten Lieferungen waren also ein ganz individuelles Geschäft, aber der visionäre Mahadeo Havaji Bachche erkannte das Geschäftspotenzial dieser Idee und gründete den ersten Lieferservice für Mittagessen mit einer Mannschaft aus etwa 100 Dabbawalas.
Das Liefersystem
Ein Code-System wurde entwickelt, damit die Lieferungen reibungslos abliefen und auch die richtigen Essen den richtigen Zielpersonen geliefert werden konnten. Mumbai wuchs rasant, der Dabbawala-Lieferservice wuchs mit und die Herausforderungen an die Verlässlichkeit des Systems wurden größer. Doch das Transportsystem der Dabbawalas ist so einzigartig, dass Untersuchungen zufolge nur etwa ein Fehler pro 8 bis 16 Millionen Zustellungen passiert, obwohl die Essensbehälter auf ihrem Weg zum Empfänger mehrfach übergeben werden und die leeren Behälter auch wieder zu ihren Besitzern zurückgebracht werden müssen. Genauer kann man das nicht sagen, aber das macht eine Trefferquote von nahezu 100 Prozent.
4500 bis 5000 Dabbawalas liefern täglich rund 200.000 Essen in Mumbai aus. Bis zu 70 Kilometer sind die Behälter unterwegs, bis sie den Empfänger erreichen. Die Wachstumsraten der Branche liegen bei 5 bis 10 Prozent pro Jahr. Technologie als Hilfsmittel wurde bei der Logistik dieses Lieferservices nie eingesetzt – und das ist auch jetzt nicht der Fall, seitdem die Dabbawalas begonnen haben, das Internet zu nutzen. Inzwischen kann man die Zusteller digital buchen, z. B. über http://mumbaidabbawala.in/ oder https://www.digitaldabbawala.com. Denn die Dabbawalas haben erkannt, dass ihnen das Internet weitere Wachstumschancen bietet. Der Beruf des Dabbawala ist beliebt, denn der Verdienst der Zusteller ist für indische Verhältnisse relativ gut. Etwa 8000 bis 10.000 Rupien (ca. 117 bis 146 EUR) verdient ein Dabbawala im Monat.
Touristentour mit den Dabbawalas
Man kann die Dabbawalas in Mumbai bei ihren Auslieferungen auch begleiten. Auf einer ca. vierstündigen Tour erfährt man hautnah, wie dieses geniale System der Essensauslieferung in Mumbai funktioniert. Buchen kann man so eine Tour für knapp 20 Euro z. B. unter: https://www.getyourguide.com.