Januar ist der Monat der Erntedankfeste, die in den verschiedenen Regionen Indiens unterschiedliche Namen haben: Lohri, Makar Sankranti oder Pongal. Makar Sankranti ist das erste große Fest des Jahres, das in ganz Indien gefeiert wird. Jeder Staat in Indien hat unterschiedliche Arten, Makar Sankranti zu feiern, aber das Thema – Erntezeit – ist der verbindende Faktor. Nach dem hinduistischen Kalender gibt es 12 Sankranti-Tage pro Jahr. Sankranti repräsentiert die Bewegung der Sonne von einer Solar Konstellation zur anderen und markiert den Beginn eines Monats laut dem Hindu Kalender. Von Makar Sankranti aus bewegt sich die Sonne in Richtung der nördlichen Hemisphäre, was das Ende der Wintersaison markiert und die Tage werden länger.
Lohri
Im Punjab heißt das Fest Lohri. Hier wird damit auch die Wintersonnenwende, die Ende Dezember stattfindet, gefeiert. Kinder gehen von Tür zu Tür und singen Volkslieder. Dafür bekommen sie Süßigkeiten und andere Leckereien, manchmal auch Geld. Wenn man den Kindern nichts gibt, soll es Unglück bringen. Jetzt, in der kältesten Zeit des Jahres und es kann durchaus sehr kalt werden –, versammeln sich Familien und Freunde im Freien um ein Freudenfeuer. Als Opfergabe für den Feuergott Agni werden Reis und Süßigkeiten in die Flammen geworfen. Dann singt und tanzt man um das Feuer, bis es erloschen ist. Auch in Punjab lässt man zu Lohri gern Drachen steigen. Im Volksglauben des Punjab wird angenommen, dass die Flammen des am Lohri-Tag entzündeten Lagerfeuers die Botschaften und Gebete der Menschen an den Sonnengott überbringen, damit dieser dem Planeten Wärme bringt und die Ernte wachsen kann. Im Gegenzug segnet der Sonnengott das Land und beendet die Tage der Finsternis und Kälte. Der nächste Tag wird als Makar Sankranti gefeiert. Für einige ist das Lagerfeuer ein symbolisches Zeichen dafür, dass die hellen Tage im Leben der Menschen vor ihnen liegen, und es dient als Träger der Gebete der Menschen an den Sonnengott.
Pongal
Im Süden Indiens, in Tamil Nadu, feiert man Pongal. Das Wort bedeutet im Sanskrit so viel wie „Überkochen“. Als Symbol für reichen Überfluss lässt man zu Pongal einen Topf mit Milchreis überkochen. Dies soll dann auch im kommenden Jahr wieder reiche Ernte bringen. Das Fest dauert vier Tage und findet meist vom 13. bis 16. Januar statt. Am ersten Tag bzw. am Vorabend des ersten Festtages, der Tag wird Bhogi genannt, verbrennt man alte Kleidung oder wirft andere alte Sachen weg, um somit einen Neuanfang zu symbolisieren.
Am zweiten Tag, dem eigentlichen Pongal-Fest, wird gleich am frühen Morgen draußen im Freien, vor der Haustür oder in den Höfen der Häuser, in einem Topf das gleichnamige Gericht Pongal, eine Mischung aus frisch geerntetem Reis, Milch und Zuckerrohr, manchmal sind noch Cashew-Nüsse und Rosinen im Topf, auf offenem Feuer zum Überkochen gebracht. Der Topf sowie die Feuerstelle sollten beide am besten neu sein. Sobald die Milch überläuft – ein Zeichen für Glück, Wohlstand und Überfluss –, rufen alle laut „Pongal! Pongal!“, werfen weitere Reiskörner in die Milch und die Sanggu (eine große Muschel) wird geblasen. Der Reis wird zwar aus Ehrerbietung für den Sonnengott gekocht, aber später essen ihn dann die anwesenden Familienmitglieder. Man besucht Verwandte und bringt ihnen Leckereien und Süßigkeiten wie Vadai (frittierte pikante Küchlein), Murukku (ein ebenfalls frittierter Snack aus Reisnudeln) und Paayasam (auch Kheer genannt, ein süßer Reispudding) mit. In Tamil Nadu malen die Frauen zu Pongal auch gern Rangolis vor ihre Türen.
Am dritten Tag, an Mattu Pongal, wird den Rindern, den Kühen und Büffeln für ihre Dienste gedankt, indem sie geschmückt werden. Es gibt aber auch Stierkämpfe, das sogenannte Jallikattu. Dabei müssen junge Männer einen halbwilden Stier mit bloßen Händen niederringen, was ganz schön gefährlich sein kann. Der letzte Feiertag, Kanum Pongal, ist der letzte Tag des Pongal-Festes, an dem die Familien ihre Verwandten besuchen und Geschenke austauschen. Außerdem beten die Schwestern an diesem Tag für das Wohlergehen ihrer Brüder.
Makar Sankranti
In Uttar Pradash, Bihar, Andhra Pradesh, Telangana, Maharashtra und Gujarat, heißt das Erntedankfest Makar Sankranti. Die Zuckerrohrernte steht hier im Mittelpunkt. Die Frauen bereiten eine spezielle Süßigkeit zu, Til-gud genannt, die aus dem Zucker des frischen Zuckerrohrs und Sesamkörnern besteht, und verschenken sie mit den Worten „Til-gud ghya, god god bola“ (Nimm dieses süße Til und sprich süße Worte“) an Freunde und Nachbarn. Symbolisch sollen so alte Feindschaften beendet werden und ein versöhnlicher Neuanfang beginnen. Vor allem in Gujarat und Andhra Pradesh ist es Tradition, zum Erntedankfest Drachen steigen zu lassen. Tausende Drachen kann man dann am Himmel beobachten. Es finden auch Wettbewerbe im Drachensteigen statt.