Die Balustersäule ist von bauchiger, blütenkelchartiger Gestalt. Auch wenn sie ihren Namen den Einzelsäulen einer Balustrade verdankt, ist ihre Bedeutung längst über die stützende Funktion hinausgewachsen. Die Balustersäule ist ein Gemeinplatz: Sie steht heute stellvertretend für indische Architektur. Die Balustersäule verleiht dem Vorstadthaus einen Hauch von Bollywood-Glamour und dient dem touristischen Selfie als orientalischer Hintergrund. Doch ist die Balustersäule weit mehr als ein Klischee. Im Verlauf ihrer jahrhundertelangen Entwicklungsgeschichte war sie stets Mittlerin: sie stand zwischen nordindischer Mogul- und britischer Kolonialherrschaft; zwischen östlichen und westlichen Kulturen. Trotz ihrer Bedeutung und Beliebtheit ist die Balustersäule weiterhin eine große Unbekannte. Vergeblich sucht man sie in den Säulenordnungen der Architektur.
Erstmals wird nun die Balustersäule im Mittelpunkt einer Ausstellung stehen. Im Foyer der Architekturfakultät der RWTH Aachen können Besucherinnen und Besucher den Formenreichtum von Balustersäulen bewundern. Gezeigt werden hochauflösende Farbbilder von Säulen im Maßstab 1:1 sowie dreidimensionale Säulen im Maßstab 1:10. Eine Ton- und Videoinstallation wird die baulichen Kontexte ins Foyer unserer Aachener Architekturfakultät transportieren. Ein Bildatlas wird die Entwicklungsgeschichten dieses besonderen Säulentyps nachzeichnen.
Die Ausstellung zeigt Ergebnisse eines Forschungsprojekts, das von den Lehr- und Forschungsgebieten Architekturtheorie und Denkmalpflege/Historische Bauforschung der RWTH Aachen durchgeführt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. Die Ausstellung wird vom 15. Juni bis zum 30. Juni 2023 im Foyer der Architekturfakultät zu sehen sein.