Anrede in Indien

„Aap“, „Tum“, „Tu“ – die richtige Anrede in Indien wählen

Je förmlicher das Verhältnis zu einem Gesprächspartner, desto höflicher und zuvorkommender wird kommuniziert – diese Regel ist den meisten Sprachen gemeinsam. Im Englischen ersetzen höfliche Ausdrucksformen das Siezen. Die klare sprachliche Grenze zwischen Duzen und Siezen, die wir aus dem Deutschen kennen, geht in Indien noch einen Schritt weiter. Hindi, die offizielle Amtssprache Indiens, kennt drei Formen der Anrede: „Aap“, „Tum“ und „Tu“.

Welche Anrede ist die richtige?

Wer geschäftlich in Indien zu tun hat, wird mit seinen Gesprächspartnern auf Englisch kommunizieren. Häufig wird man die Anrede „Sir“ oder „Madam“ hören. Mit dieser ausgesprochen höflichen Anrede liegt man immer richtig, vor allem, wenn man sich noch nicht näher kennt. In modernen, westlich orientierten Unternehmen herrschen ähnliche Gepflogenheiten wie im Westen: Die Kombination aus Herr oder Frau und dem Nachnamen und der Übergang zum Vornamen, wenn man sich besser und länger kennt.

Generell werden in der indischen Gesellschaft Menschen, die jünger sind oder einem unterstellt sind, mit Vornamen angesprochen. An den Vornamen wird ein -ji angehängt. Ist jemand älter und höherrangig, wird er gesiezt, Mahatma Gandhi wäre beispielsweise Gandhi-ji.

In fast allen indischen Sprachen gibt es zudem verschiedene Anredeformen. Siezen hat allerdings weniger mit der Nutzung des Nachnamens zu tun, sondern mit Respekt vor dem Alter und vor Hierarchien. In Hindi unterscheidet man zwischen „Aap“, „Tum“ und „Tu“.

„Aap“ – extrem formell und höflich

„Aap“ ist die formellste Form der Anrede, sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Umfeld. Sie wird für Ältere und Fremde genutzt sowie in offiziellen, amtlichen Angelegenheiten. Mit „Aap“ werden nicht nur Hierarchien berücksichtigt, sondern vor allem Respekt ausgedrückt. Es kann auch Ausdruck der Distanz zwischen zwei Personen sein. Wenn jemand weiterhin „Aap“ benutzt, auch wenn man sich länger kennt, ist davon auszugehen, dass die Person eine gewisse Distanz wahren möchte. „Aap“ wird auch im familiären Umfeld benutzt. Standesbewusste, traditionelle Eltern fordern ihre Kinder dazu auf, alle Personen mit „Aap“ anzureden, als Ausdruck guter Manieren. Selbst Eltern werden häufig von ihren Kindern mit „Aap“ angesprochen.

Beispiel: „Aap kya chahte ho?“ – „Was möchten Sie?“

„Tum“ – weniger formell

„Tum“ ist immer noch sehr höflich, aber weniger formell. Diese Form der Anrede wird in informellen Gesprächen genutzt, zwischen älteren Familienmitgliedern, befreundeten Ehepaaren und Arbeitskollegen. „Tum“ bringt zum Ausdruck, dass man sich bereits kennt, in einer engeren Beziehung zueinander steht, aber gleichzeitig Respekt zeigen möchte. Es wird meistens zwischen Personen des gleichen Alters benutzt. Eine ältere Person mit „Tum“ anzusprechen wäre unhöflich.

Beispiel: „Tum kya chahte ho?“ – „Was möchtest Du?“

„Tu“ – sehr informell

Die informellste Variante der Anrede ist „Tu“. Sie wird in informellen Begegnungen verwandt, in engen Beziehungen, beispielsweise zwischen engen Freunden, Pärchen, jungen Familienmitgliedern oder Verwandten im gleichen Alter. Auch die weniger gebildeten Schichten nutzen „Tu“. „Tu“ wird von den Hindus auch in Gebeten genutzt. Junge Menschen werden untereinander immer diese Form der Anrede benutzen.

Beispiel: „Tu kya chahta hai?“ – „Was möchtest Du?“

Alexandra Lattek

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