Der neue „Living Planet Report“ des World Wildlife Fund (WWF) hebt Indiens Essgewohnheiten als die nachhaltigsten unter den G20-Ländern hervor. Der Bericht zeigt, dass Indiens Ernährungsmuster das Potenzial haben, die klimaschädlichen Auswirkungen der Lebensmittelproduktion zu minimieren – vorausgesetzt, andere Länder würden diesem Beispiel folgen. Da Ernährung heute eine der Hauptursachen für Treibhausgasemissionen darstellt, könnte das indische Modell im globalen Klimaschutz eine entscheidende Rolle spielen.
Die Rolle der Ernährung im Klimawandel
Laut WWF stellt die weltweite Ernährung eines der größten Umweltprobleme dar. Länder wie Argentinien, Australien und die Vereinigten Staaten, die auf fleischlastige Ernährung setzen, gehören zu den am wenigsten nachhaltigen. Würden deren Essgewohnheiten weltweit übernommen, könnten die entstehenden Treibhausgasemissionen das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, um mehr als das Doppelte überschreiten. Im Fall von Argentinien etwa bräuchte es zur Deckung der globalen Nachfrage bis zu 7,4 Erden.
Indien hingegen hätte im Vergleich die geringsten Auswirkungen auf das Klima. Ein globales Modell nach indischem Vorbild würde weniger als eine Erde (genau 0,84) benötigen, um die Lebensmittelversorgung bis 2050 zu sichern und damit die Belastung für den Planeten nur geringfügig über die Klimagrenze hinaus steigern. Dies macht Indiens Modell zur besten Option unter den großen Volkswirtschaften für eine nachhaltige Zukunft.
Klimafreundliche Nutzpflanzen und die Rolle der Hirse
Der WWF-Bericht lobt Indiens Förderung klimaresistenter Nahrungsmittel wie Hirse, auch „Nutri-Cerealien“ genannt. Durch die National Millet Campaign setzt sich Indien für den Anbau und Konsum dieser alten Getreidesorte ein, die nicht nur als gesund gilt, sondern auch als besonders anpassungsfähig an Klimaveränderungen. Hirse benötigt im Vergleich zu anderen Getreidesorten weniger Wasser und Dünger und weist dadurch eine deutlich geringere Umweltbelastung auf.
Hirse wurde in Indien seit Jahrhunderten als Grundnahrungsmittel genutzt und erlebt durch den Bedarf an klimafreundlichen Alternativen eine Wiederentdeckung. Mit dem „Internationalen Jahr der Hirse 2023“ haben die Vereinten Nationen und Indien ihre Anstrengungen verstärkt, die Vorzüge von Hirse für Gesundheit und Umwelt hervorzuheben und ihre Verbreitung auch außerhalb Indiens zu fördern. Der Anbau klimaresistenter Pflanzen wie Hirse ist eine von vielen Maßnahmen, mit denen Indien aktiv zur Reduzierung der Emissionen in der Lebensmittelproduktion beiträgt.
Nachhaltige Ernährung als globale Herausforderung
Indien stellt mit seinem Ernährungsmuster ein inspirierendes Beispiel für Nachhaltigkeit dar. Die durchschnittliche Ernährung ist pflanzenbasiert und enthält weniger Fleisch und Milchprodukte als in vielen anderen Ländern. Pflanzliche Lebensmittel sind in der Regel ressourcenschonender und verursachen weniger Emissionen. Diese pflanzliche Ausrichtung kann weltweit zur Verringerung von Treibhausgasen beitragen.
Der WWF-Bericht betont, dass der globale Wechsel zu nachhaltigen Ernährungsweisen erheblich dazu beitragen könnte, den Landverbrauch für Lebensmittelproduktion zu reduzieren. Frei werdende Flächen könnten dann für andere klimaschützende Zwecke genutzt werden, etwa die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume oder die Kohlenstoffbindung durch Aufforstung. Für die Zukunft sieht der Bericht alternative Proteinquellen wie Hülsenfrüchte, pflanzenbasierte Fleischalternativen und nährstoffreiche Algen als Möglichkeit, den Bedarf an tierischen Proteinen zu decken und gleichzeitig die Umweltbelastung zu senken.
Chancen für globale Veränderung: Das indische Modell als Inspiration?
Indien zeigt mit seinen pflanzenbasierten Essgewohnheiten und klimaresistenten Pflanzen, wie Lebensmittelkonsum nachhaltig gestaltet werden kann. Eine globale Anpassung an dieses Modell ist jedoch herausfordernd. Ernährungsgewohnheiten sind kulturell geprägt, und gerade in Ländern mit hohem Fleischkonsum könnte die Umstellung zu einer pflanzenbasierten Ernährung Widerstand hervorrufen. Doch nationale Programme wie Indiens National Millet Campaign bieten ein Beispiel dafür, wie Regierungen nachhaltige Ernährungsweisen fördern und die Essgewohnheiten langfristig beeinflussen können.
Der WWF-Bericht unterstreicht die Bedeutung solcher Initiativen. Indiens Ernährungsmuster und die Förderung von klimaresistenten Pflanzen wie Hirse könnten maßgeblich zur Reduzierung globaler Emissionen und zur Förderung eines klimafreundlicheren Lebensstils beitragen.