Verstohlene Blicke werfen (nicht nur) diese beiden jungen Männer in Delhi auf die Touristin im Minirock. © Foto: Traudl Kupfer

Wie gefährlich ist Indien?

Das Gefährlichste an Indien ist nach einhelliger Expertenmeinung der Straßenverkehr. Je nachdem wie weit das nächste Krankenhaus entfernt ist und wie schnell die Ambulanz am Unfallort sein kann, potenziert sich diese Gefahr sogar noch einmal. Die zweitgrößte Gefahr in Indien geht von Infektionskrankheiten aus. Indien bleibt, obwohl keine Impfpflichten bei der Einreise mehr bestehen, ein tropisches Land mit tropischen Krankheiten.

Die Gefahr allerdings, die zurzeit in aller Munde ist bzw. in allen Medien die höchste Wahrnehmung genießt, ist die Vielzahl der Vergewaltigungsfälle. Sowohl wenn indische Frauen Opfer von sexueller Gewalt werden, als auch wenn Touristinnen vergewaltigt werden, werfen diese Verbrechen Fragen über die allgemeine Sicherheit in Indien auf.

Es gibt keine schnelle Lösung
Seit der Vergewaltigung einer jungen Inderin im Dezember 2012, die eine breite öffentliche Protestwelle in Indien auslöste, kommt das Land nicht zur Ruhe. Die Medien weltweit sind für das Thema sensibilisiert und das Problem und seine Ursachen sind längst nicht beseitigt. Härtere Strafen für Vergewaltiger und schnellere Gerichtsurteile bieten keine Lösung. Sie vergrößern eventuell sogar die Gefahr für Vergewaltigungsopfer; wer hinterlässt schon gerne Zeugen. Die Gewalt gegenüber Frauen scheint eine latente Gefahr darzustellen. Besonders Fälle, bei denen ausländische Touristinnen zum Opfer werden, gelangen in die Presse und lösen zunehmende Besorgnis aus, besonders bei alleinreisenden Frauen und deren Angehörigen.

Keine Panik!
Das gesellschaftliche Problem lässt sich nicht auf die Schnelle beheben. Die offene Diskussion, die in Indien über die Auswüchse der Gewalt gegenüber Frauen stattfindet, ist aber zumindest ermutigend. Vergewaltigungsfälle werden immer öfter angezeigt und von den Medien kolportiert. Gleichsam schürt die Berichterstattung die allgemeine Panik. Indiens Hauptstadt Neu-Delhi wurde schon zur „Welthauptstadt der Vergewaltigungen“ gekürt. In einem Kommentar zum schweizerisch-indischen Freihandelsabkommen hieß es, man solle mit Vergewaltigern keine Geschäfte machen. Männliche indische Reisende fühlten sich im Ausland schon seltsam beobachtet. Diese Art der Überreaktion ist zwar verständlich, richtet aber selbst Schaden an.

Indien ist nicht Ibiza
Indien kann auch von Frauen weiterhin bereist werden, wenn man die gleichen Sicherheitsaspekte berücksichtigt, die man auch in New York, Kapstadt, Belfast oder in Deutschland nicht außer Acht lassen würde. Indien ist auch nicht Ibiza. Zwar gehört Indien schon fast zum Reise-Mainstream, befindet sich aber immer noch in einem anderen Kulturkreis. Wenn ich in Indien von einem neugierigen indischen Jungen gefragt werde: „How many girlfriends you have?“, und ich antworte: „I change every day!“, dann glaubt er mir das voll staunender Ehrfurcht. Auch wenn der Hinweis nicht der allerneueste ist, der westliche „Propagandasender“ MTV zeigt ganz offensichtlich, dass blonde Frauen in äußerst knapper Mode, die mit dunkelhäutigen Tänzern Sexmoves vollführen, sicherlich auch gerne einmal einen indischen Mann kennenlernen würden. Je mehr Touristen nach Indien kommen, desto mehr unbedarfte Reisende sind unter ihnen, die sich nicht an die lokalen Regeln der Sittlichkeit halten. Dieses Verhalten kann unter Umständen gefährliche Situationen heraufbeschwören. Dabei ist oft auch ein Teil Naivität und Leichtsinn mit im Spiel.

Augen auf!
Die freundlichen Inder laden uns zu Offenheit und neuen Sichtweisen ein. Indien bleibt die abenteuerliche Gegenwelt zu unserem grauen Alltag und ist daher noch immer unser liebstes Reiseziel. Wir raten Ihnen, reisen Sie weiterhin nach Indien, aber halten Sie die Augen auf und lassen Sie die gleiche Vorsicht walten, die Sie auch zu Hause einhalten würden.

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