Die Durga Puja ist eines der wichtigsten Feste im Hinduismus. Foto: Dabansu Saha

Die Durga Puja in Kolkata

Schon seit geraumer Zeit laufen in Indien wieder die Vorbereitungen für das große Fest zu Ehren der Göttin Durga. Die Durga Puja wird vor allem in Westbengalen und Assam gefeiert. Am beeindruckendsten ist das Fest in Kolkata, der Hauptstadt Westbengalens. Wegen der großen, bunten und opulenten Umzüge während der Durga Puja wird dieses Fest auch als „Karneval“ des Ostens bezeichnet. Singen und Tanzen, viele Süßigkeiten und ausgelassene Freude kennzeichnen das Fest. Doch in Indien sind die religiösen Wurzeln der Feierlichkeiten viel tiefer als sie beim Karneval in Rio je waren. Dennoch ist die Durga Puja nicht nur religiös motiviert, sondern auch ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis. In allen Dörfern und Städten feiern festlich gekleidete Menschen die Göttin mit Konzerten, Tanzdramen und prunkvollen Prozessionen. Man beschenkt Freunde und Verwandte und staffiert Dienstboten mit neuer Kleidung aus. Es werden Festessen gekocht und spezielle Süßigkeiten hergestellt. Die Häuser werden herausgeputzt und überall bauen die Menschen kleine Altäre auf. Das Fest wird viele Wochen im Voraus vorbereitet. Durga-Statuen gibt es schon Wochen vorher in den Geschäften und an fast jeder Straßenecke zu kaufen.

Mythologischer Hintergrund

Durga ist die Göttin der Vollkommenheit, die unter anderem Kraft, Wissen, Handeln und Weisheit verkörpert. Sie soll im Kampf den „Büffeldämon“ Mahishasura mitsamt seiner ganzen Armee geschlagen haben. Dieser hatte sich einer langen und harten Buße unterworfen, worauf er von Lord Shiva gesegnet wurde. Weder ein Gott noch ein Mann sollten ihn jemals töten können. Nur durch die Hand einer Frau könne er sterben. Mahishasura glaubte im Traum nicht daran, dass eine Frau ihm überlegen sei, und so wurde er arrogant und überheblich und begann die indischen Devas, eine Art Halbgötter, zu terrorisieren und spielte sich schließlich zum Herrscher des Himmels auf.

Shiva und Vishnu wurden so zornig, als sie davon hörten, dass sie alle Götter aufforderten, ihre Kräfte (shaktis) zu vereinen. Brahma, Vishnu und Shiva – die dreieinige Gottheit – verschmolzen ihr Shakti in einem grellen Licht und eine mehrarmige, prachtvolle Göttin entstand, deren Körper aus den Körperteilen der vielen Götter zusammengesetzt war. Ihr Gesicht reflektierte das Licht von Shiva, ihre zehn Arme erhielt sie von Lord Vishnu und ihre Füße von Lord Brahma. Ihre Locken waren aus dem Licht von Yama, dem Gott des Todes, und ihre beiden Brüste aus dem Licht von Somanath, dem Mondgott. Die Taille bekam sie von Indra, dem König der Götter, die Beine waren aus dem Licht Varuns, dem Gott der Ozeane, und ihre Hüfte aus dem Licht von Bhoodev, der Erde.

Eines der Pandals, der Ausstellungsorte in Kolkata, während der Durga Puja. Foto: Indraneel Biswas
Eines der Pandals, der Ausstellungsorte in Kolkata, während der Durga Puja. Foto: Indraneel Biswas

Von jedem Gott erhielt sie eine Waffe. Shiva gab ihr einen Dreizack, Vishnu einen Diskus. Von Varuna erhielt sie eine Muschel und eine Schlinge und von Agni einen Speer. Vayu schenkte ihr Pfeile, Indra gab ihr einen Blitz und das Geschenk des weißhäutigen Elefanten Airavata war eine Glocke. Von Yama erhielt sie ein Schwert und einen Schild, Vishwakarma, der Gott der Architektur, gab ihr eine Axt und eine Rüstung. Himavat, der Gott des Himalaya, stattete sie mit Juwelen und einem Löwen, auf dem sie reiten konnte, aus. Durga erhielt noch viele weitere wertvolle und magische Geschenke, neue Kleidung und eine Girlande aus unverwüstlichen Lotusblüten, die ihren Kopf und ihre Brust schmückten.

Diese furchterregende Göttin zog dann mit lautem Lachen in den Kampf gegen den Dämonen Mahishasur. Die Berge schwankten, die Erde bebte und die Meere traten über die Ufer. Mahishasuras Armee wurde von Durga ohne Mühe besiegt. Der Dämon selbst war schwieriger zu überwältigen. Während der Schlacht wechselte er ständig seine Form: Mal war er ein Löwe, mal ein Elefant oder ein Büffel. Gegen die Waffen, die Durga von den Göttern bekommen hatte, war der Dämon immun. Doch als der Dämon gerade seine Büffelform angenommen hatte, verwickelte ihn Durgas Löwe in einen Kampf und lenkte ihn ab. Durga konnte ihm ihren Strick um den Nacken legen. Mahishasura konterte, indem er sich in einen Löwen verwandelte. Durga köpfte den Löwen, doch da hatte der Dämon schon die Gestalt eines Mannes angenommen, den sie jedoch unmittelbar mit einem Pfeilhagel überschüttete. Doch wieder konnte Mahishasura entkommen, indem er sich in einen Elefanten verwandelte, der Durgas Löwen mit seinem Rüssel bekämpfte. Durga hackte den Elefantenrüssel in Stücke. Als der Dämon gerade wieder seine Büffelgestalt angenommen hatte, konnte Durga Mahishasura schließlich nach einem Tritt mit ihrem Fuß, d. h. durch die Berührung ihres eigenen Körpers, besiegen. Sie packte seinen Kopf, spießte ihn mit ihrem Dreizack auf und köpfte ihn mit ihrem Schwert.

Die Rituale

An diese Geschichte wird während der Durga Puja erinnert. Wichtige Stellen der Geschichte werden nachgestellt, z. B. die siegreiche Schlacht gegen den Dämonen.

Das Fest beginnt mit Mahalaya. An diesem Tag huldigen Tausende von Menschen mit Gebeten ihren Vorfahren und die Abbilder der Göttin werden geweiht. Die Haupt-Puja dauert drei Tage – Mahasaptami, Mahaastami und Mahanavami. Die Puja-Rituale, die man an diesen Tagen zelebriert, sind lang und sehr kompliziert. Nur Priester wissen wirklich, was getan werden muss. Drei Tage lang werden Mantras (heilige Verse) und Shlokas (altindische Verse) rezitiert und gesungen, Aarti (ein Ritual, bei der man der Gottheit Licht darbringt) durchgeführt und Opfer gebracht.

Am spektakulärsten während der Durga Puja ist aber Dashami, der letzte Tag des Festes, bei dem der Göttin Lebewohl gesagt wird. Dieser Tag ist besonders den verheirateten Frauen gewidmet: Einzeln geht jede zum Altar, schwenkt die Butterlampe vor Durga, bestreicht sie mit Sindur, dem roten Pulver, und bittet sie, im nächsten Jahr wiederzukommen. Dann finden kleine und große Umzüge statt, bei denen auf Lastwagen, manchmal auch nur auf Fahrrädern, von Musik und Tanz begleitet die großen und kleinen Durga-Statuen zum Fluss oder zum nächstgelegenen Teich gebracht werden. Dort versenkt man dann unter Jubel die Statuen im Wasser.

Tipps für Reisende

Am besten fahren Sie schon mindestens eine Woche vor dem Hauptfeiertag nach Kolkata. Zu Mahalaya (dieses Jahr am 23. September) kann man in Kolkatas Viertel Kumartuli beobachten, wie die großen Durga-Statuen fertiggestellt werden. An diesem Tag werden die Augen auf die Figuren gemalt, ein wichtiges Ritual, das Chokkhu Daan genannt wird.

Chokkhu Daan - die Durga-Statuen bekommen ihre Augen. Foto: Srijan Kundu
Chokkhu Daan – die Durga-Statuen bekommen ihre Augen. Foto: Srijan Kundu

Sieben Tage später (dieses Jahr am 1. Oktober) wird den Statuen die Lebensenergie der Gottheit eingeflößt. Man nimmt eine kleine Bananenpflanze, eine Kola Bou. Unter Trommeln und Mantra-Gesängen eines Hindu-Priesters wird die Kola Bou im Fluss gebadet. Dann bekommt sie so eine Art kleinen Sari angezogen, wird in einer Prozession zu den Götterfiguren zurückgetragen und neben Ganesha, dem Sohn Durgas, platziert. Um dieses Schauspiel zu sehen, muss man früh aufstehen. Sie sollten um 6.00 Uhr bereits vor Ort sein, am besten im Norden Kolkatas an den Ghats Bagbazar oder Airitolla.

An vielen Orten in der Stadt sind Durga-Figuren in den verschiedensten Ausführungen ausgestellt. Diese Zurschaustellungen heißen Pandal – und Pandal hopping während der Durga Puja ist sehr beliebt. Am schönsten sind sie nachts, wenn sie beleuchtet sind. Aber dann sind auch die meisten Menschen zum Pandal hopping unterwegs.

Wie bei allen Feiern in Indien spielt auch das Essen eine große Rolle. Während der Durga Puja haben Sie hervorragend die Gelegenheit, die bengalische Küche kennenzulernen – nicht nur in Restaurants, die zu dieser Zeit spezielle Durga Puja Menüs anbieten, auch an den Pandals oder an Imbissständen auf der Straße.

Der Höhepunkt des Festes ist schließlich das Versenken der Statuen im Fluss. Dieser Festtag heißt Dashami und findet dieses Jahr am 4. Oktober statt. Eine der beliebtesten Zeremonien findet am Babu Ghat in der Nähe von Eden Garden statt. Am besten sieht man das Spektakel vom Boot aus.

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